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Paläovirologie: Modernes Immunsystem verlor Schutz vor HI-Viren

Ein kleiner Umbau des menschlichen Immunsystems vor vier Millionen Jahren könnte die Ursache dafür sein, dass HI-Viren leicht die Immunabwehr unseres Körpers überwinden. Bei der Anpassung an das Retrovirus PtERV1 veränderte sich damals das antivirale Protein TRIM5α, vermuten Michael Emerman vom Fred Hutchinson Cancer Research Center und seine Kollegen. Erst diese Veränderung, die wir von unseren Urahnen geerbt haben, scheint uns später anfällig für die Aids-Erreger gemacht zu haben.

Die Biologen studierten an Zellkulturen, wie gut verschiedene TRIM5α-Versionen gegen Infektionen mit PtERV1 und mit HI-Viren schützen. Einen Teil der Zellen hatten sie gentechnisch mit der heutigen Variante des menschlichen TRIM5α ausgestattet, den anderen mit der Version, wie sie unsere Urahnen in sich trugen. Die Attacken von PtERV1 konnten diejenigen Zellen deutlich besser abwehren, die die evolutionär jüngere Variante von TRIM5α besaßen. Jedoch waren sie gleichzeitig anfälliger für HI-Viren als die anderen Zellen.

Das Retrovirus PtERV1 ist im Laufe der Evolution ausgestorben, weshalb der von TRIM5α vermittelte Schutz für den Menschen mittlerweile überflüssig ist. Schimpansen und Gorillas hingegen besitzen noch die Urform ihres TRIM5α und sind immun gegen Infektionen mit HIV. Ihre Vorfahren ließen einst die Angriffe des Retrovirus widerstandslos über sich ergehen. (map)

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