Direkt zum Inhalt

Junges Sonnensystem: Mond könnte aus Lavameer entstanden sein

Der Erdtrabant entstand vermutlich bei einem gewaltigen Crash vor 4,5 Milliarden Jahren. Bisher plagte jedoch ein hässliches Detail diese Theorie. Japanische Forscher wollen den Widerspruch nun aufgelöst haben.
Mondentstehung

Japanische Geowissenschaftler haben eine neue Theorie zur Entstehung des Mondes entwickelt. Der Erdtrabant hat sich demnach aus einem Lavaozean gebildet, der einst die Erde bedeckte. Das Material wurde ins All geschleudert, als unsere Heimat vor 4,5 Milliarden Jahren mit einem etwa marsgroßen Protoplaneten kollidierte, berichten die Forscher in »Nature Geoscience«.

Diese Impakt-Hypothese gilt schon länger als plausibelste Ursache für die Entstehung unseres planetaren Begleiters, da sie am besten Größe und Orbit des Mondes erklären kann. Was dessen chemische Zusammensetzung angeht, kämpfen Experten jedoch mit einem unschönen Widerspruch: Laut Computersimulationen müsste bei dem Crash in erster Linie der marsgroße Protoplanet pulverisiert worden sein. Da sich der Mond aus diesem Material gebildet haben soll, müsste seine chemische Zusammensetzung also merklich von der des Erdmantels abweichen.

Detaillierte Isotopenvergleiche legen jedoch das Gegenteil nahe: Die Erde und ihr Begleiter ähneln sich chemisch gesehen überraschend stark. Nach Schätzungen stammt mehr als die Hälfte des Mondes von der Erde; die meisten Computersimulationen kommen jedoch auf Werte von höchstens 40 Prozent. Das lässt Spielraum für Varianten der Impakt-Hypothese.

Eine solche hat nun das Team um Natsuki Hosono von der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology entwickelt. Den Forschern zufolge ließen sich die Messdaten zu den Isotopenverhältnissen erklären, wenn man annimmt, dass die Erde vor 4,5 Milliarden Jahren nicht bereits eine harte Kruste gebildet hatte, sondern noch von einem Ozean aus flüssigem Gestein bedeckt war.

In diesem Fall wäre deutlich mehr Erdmaterial bei dem Crash ins All geschleudert worden, der Mond könnte demnach zu mehr als 70 Prozent aus Erdmaterial bestehen. Damit würde das Modell der Japaner einen der Widersprüche der Impakt-Hypothese beseitigen. Ein prinzipielles Problem bleibt jedoch bestehen: Niemand weiß, wie der Protoplanet beschaffen war, der einst mit der Erde kollidiert sein soll. Es dürfte also weiterhin Spielraum für andere Interpretationen geben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.