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Astronomie mit dem Fernglas: Mond und Mars in der Krippe

Ab dem 1. Mai 2025 besucht der Rote Planet den offenen Sternhaufen Messier 44, und am Abend des 3. Mai gesellt sich die Mondsichel hinzu – eine sehenswerte Konstellation für die Beobachtung im Fernglas.
Silhouette einer Person mit Fernglas vor dem Hintergrund eines dunklen Himmels.
Ein Fernglas eignet sich besonders gut, um Begegnungen des Mondes mit hellen Planeten und Sternhaufen zu verfolgen.

In den Nächten vom 1. bis zum 5. Mai 2025 lässt sich sehr schön beobachten, wie der Mars am offenen Sternhaufen Messier 44 im Sternbild Krebs vorbeizieht, der auch als Krippe (lateinisch: Praesepe) bezeichnet wird. Den Höhepunkt bildet die Nacht vom 3. auf den 4. Mai, wenn der 1 mag helle Planet den Randbezirk des Sternhaufens streift. Zu dieser Zeit hat sich der nahezu halb beleuchtete, zunehmende Mond bis auf zwei Grad angenähert. Dieser Abstand entspricht dem Vierfachen des scheinbaren Monddurchmessers. Somit stört das Mondlicht den schönen Anblick von Messier 44 während der Begegnung nicht, und im Fernglas bietet sich dem Auge eine bewegende Szenerie (siehe »Illustre Gäste am Abend«). Diese seltene Konstellation im nördlichen Tierkreis kann noch bis zu ihrem Untergang gegen 03:00 Uhr MESZ verfolgt werden.

Illustre Gäste am Abend | Mond und Mars befinden sich am 3. Mai 2025 unweit des offenen Sternhaufens Messier 44 (Praesepe) im Sternbild Krebs (lateinisch: Cancer). Die Grafik zeigt den Himmelsanblick um 22:00 Uhr MESZ. Schon am darauffolgenden Abend hat sich der Mond nach Osten weiterbewegt, während der langsamere Rote Planet noch einige Tage in der Nähe des Haufens verweilt. Im südöstlichen Teil des Sternbilds Krebs befindet sich der offene Sternhaufen Messier 67, der weniger auffällig als die Praesepe ist. Diese rund fünfmal so weit entfernte Sternansammlung ist unter einem klaren, dunklen Himmel noch schwach im Fernglas sichtbar.

Zwar überholt der Erdtrabant unseren roten Nachbarn am Himmel gewöhnlich im Abstand von einigen Wochen, aber diesmal haben die beiden Akteure einen besonderen Ort ausgewählt: Schon für sich genommen ist der Anblick von Messier 44 im Fernglas ein Leckerbissen. Das bloße Auge nimmt hier unter durchschnittlichen Bedingungen kaum mehr als einen blassen Schimmer wahr, obwohl der rund 580 Lichtjahre entfernte Sternhaufen eine Gesamthelligkeit von immerhin 3,5 mag aufweist – dieses Licht verteilt sich jedoch auf eine Fläche von mehr als zwei Quadratgrad.

Lediglich in einer sehr dunklen Nacht erscheint die Praesepe eindrucksvoll. Mit guter Sehfähigkeit lassen sich dann einige Sterne wahrnehmen. Wer mehr erkennen möchte, greift zu einem Fernglas: Selbst an unserem aufgehellten mitteleuropäischen Nachthimmel zeigen sich damit mühelos mehr als ein Dutzend der hellsten Mitglieder. So wird aus dem vermeintlich blassen Nebelfleckchen ein ansehnlicher Sternhaufen. Nutzt man das Fernglas nicht freihändig, sondern in Verbindung mit einem Fotostativ, verbessert sich der Anblick infolge des nun ruhigeren Bildes zusätzlich.

Kurz erklärt

Bogenminute: Die Bogenminute ist eine Einheit, um die Größe von Winkeln im Gradmaß anzugeben. Ein Winkelgrad hat 60 Bogenminuten und die Bogenminute 60 Bogensekunden. Entsprechend ergeben 3600 Bogensekunden genau ein Grad.

Ekliptik: Die scheinbare jährliche Bahn der Sonne am Himmel. Sie ist der Schnitt der Erdbahnebene, der so genannten Ekliptikebene, mit der Himmelssphäre. Die Ekliptikebene ist gegen die Äquatorebene, den Schnitt des Erdäquators mit der Himmelssphäre, um 23,5 Grad geneigt.

Elongation: Winkelabstand zwischen der Sonne und einem Planeten oder dem Mond. Befindet sich ein Planet in östlicher Elongation, geht er abends nach der Sonne unter, bei westlicher Elongation geht er morgens vor der Sonne auf. Eine Elongation von 0 Grad heißt Konjunktion und von 180 Grad Opposition.

mag – Helligkeit: Historisch bedingt unterschied man die Helligkeiten zunächst in sechs Größenklassen. Der erste Detektor war das menschliche Auge, das sicherlich nicht voll ausgereift ist für astronomische Beobachtungen. Die hellsten Sterne definierte man mit der 1. Größe (1 mag), die lichtschwächsten, gerade noch mit dem Auge sichtbaren als Sterne 6. Größe (6 mag).

Konjunktion: Gleichschein, Stellung eines Planeten, bei der die Sonne in der Verbindungslinie Erde-Planet steht. Bei den Planeten Merkur und Venus kommt es zu einer oberen Konjunktion, wenn die Sonne zwischen der Erde und dem Planeten steht und zur unteren Konjunktion¸ wenn der Planet zwischen Erde und Sonne steht.

Kulmination: Durchgang eines Gestirns durch den Meridian. Man unterscheidet zwischen der oberen Kulmination (größte Höhe über dem Horizont) und der unteren Kulmination (größte Höhe unter dem Horizont). Nur bei den Zirkumpolarsternen befinden sich oberer und unterer Kulminationspunkt über dem Horizont.

Meridian: Mittagskreis, im horizontalen Koordinatensystem der Großkreis an der Himmelssphäre, der sowohl durch Zenit und Nadir als auch durch die beiden Himmelspole verläuft und den Horizont im Süd- und im Nordpunkt schneidet.

Opposition: Gegenschein, Winkelstellung zweier Planeten zueinander oder auch zu Sonne und Mond, bei der sich die ekliptikale Länge der beiden Gestirne um 180 Grad unterscheidet. Am häufigsten für den Fall gebraucht, dass Sonne-Erde und einer der äußeren Planeten auf einer Linie liegen.

Seeing: das durch die Luftunruhe der Atmosphäre hervorgerufene Flackern der Sterne.

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