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Dürre: Moorbrand bei Meppen wird Katastrophenfall

Seit Wochen schwelt ein Moorbrand im Emsland. Stürme könnten das Feuer nun anfachen. Zwei Gemeinden müssen womöglich evakuiert werden.
Moorbrand bei Meppen

Über Monate hielt in diesem Sommer eine Dürre große Teile Deutschlands im Griff. Betroffen war davon besonders auch Deutschlands Nordwesten: Selbst in sonst triefnassen Mooren fehlt daher mittlerweile das Wasser, so dass sie bis in größere Torftiefen ausgetrocknet und leicht entflammbar sind. Bis zu den Verantwortlichen eines Raketentests der Bundeswehr auf einem Testgelände bei Meppen hatte sich diese Information allerdings wohl nicht durchgesprochen – weshalb es vor etwas mehr als zwei Wochen zu einem folgenschweren Unglück kam. Nachdem Soldaten von einem Hubschrauber aus Raketen abgeschossen hatten, fing das Moor an zu brennen. Seitdem kämpfen Feuerwehren und die Bundeswehr gegen das Feuer, und nun musste der Landkreis Emsland sogar den Katastrophenfall ausrufen: Im Vorfeld zweier Sturmtiefs entfachen Böen Glutnester immer wieder neu, so dass sich Funkenflug und Rauchentwicklung verstärken. Die beiden Gemeinden Groß Stavern und Klein Stavern mit insgesamt 1000 Einwohnern müssen möglicherweise evakuiert werden.

Die erwarteten Regenmengen durch die beiden Tiefs reichen eventuell nicht aus, um die Schwelbrände endgültig zu löschen. Glutnester können tief im Torf weiter schwelen und sich durch die kohlenstoffreichen Moosreste fressen, weshalb sie sich nur schwer effektiv bekämpfen lassen. Derartige Feuer können teilweise Monate bis Jahre andauern und belasten durch Rauch und Feinstaub die Gesundheit von Anwohnern. Laut dem »NDR« sind auf dem Testgelände bereits acht Quadratkilometer Moor betroffen. Etwa 1000 Einsatzkräfte versuchen, den Brand einzudämmen, doch können die Feuerwehren das Gelände nicht direkt betreten: Da es seit 1876 durchgehend militärisch genutzt wird, ist das Gebiet womöglich mit Blindgängern und Munitionsresten übersät – die durch Explosionen auch neue Feuer auslösen könnten.

Naturschützer und Politiker kritisieren, dass die Bundeswehr überhaupt in letzter Zeit dort geübt hat und noch dazu schlecht auf die Folgen vorbereitet war – offenes Feuer in der Natur sei wegen der Trockenheit im Emsland seit Monaten verboten. Und der Brand sei wohl überhaupt erst außer Kontrolle geraten, weil eine der dafür vorgesehenen Löschraupen direkt vor Ort ausfiel, während eine zweite gerade in der Werkstatt war. Das Feuer weitete sich daher aus, bis ein Löschhubschrauber aktiv werden konnte. Bei bestimmten Wetterlagen zog der Rauch sogar bis Oldenburg und Bremen und beunruhigte Menschen dort. Neben den Anwohnern leidet zudem die Natur: Moore sind Lebensraum seltener Pflanzen und Tiere. Durch das Feuer dürften 500 000 bis 900 000 Tonnen Kohlendioxid entstanden sein, schätzt der NABU – so viel, wie 50 000 Menschen pro Jahr produzieren. Laut Bundeswehr habe es auf dem Testgelände bereits 2010 längere Zeit gebrannt – damals dauerte es sechs Wochen, bis alle Glutnester gelöscht waren.

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