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News: Morbus Alzheimer: Präparate von 'erster Patientin'

Wichtiger Fund für die Medizin-Historiker: Experten vom Max- Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried und Fachleute von der Universität München haben ein einzigartiges Gehirn-Präparat wiederentdeckt: Gewebematerial des ersten wissenschaftlich beschriebenen Falles der Alzheimer-Krankheit. Über die Patientin, Auguste D. (51), hatte der bayrische Psychiater Alois Alzheimer im Jahr 1906 beim 37. Treffen der Südwestdeutschen Gesellschaft der Psychiater berichtet.
Immer wieder war gemutmaßt worden, daß der "Entdecker" der bisher unheilbaren Demenz-Form womöglich bei Auguste D., einer Patientin, die er ab 1901 betreut hatte, gar nicht nicht das entdeckt hätte, was heute unter "Morbus Alzheimer" verstanden wird. Stattdessen – so Spekulationen – hätte die Frau an bloßer Verkalkung gelitten. Gleichzeitig waren die Gehirn-Präparate dieser "ersten" Patientin verschwunden geblieben.

Die Wissenschaftler unter Manuel Gräber kamen auf die Spur der Präparate über jene des zweiten "Falles" von Johann F., über den Alzheimer im Jahr 1911 berichtet hatte. In derselben Sammlung histologischer Proben – Gewebeschnitte des Gehirns – fanden sich in München schließlich auch die Exemplare von Auguste D.

Die Entdeckung wird in der nächsten Ausgabe von Neurogenetics publiziert. Das Ergebnis laut den bisherigen Untersuchungen: Die Gewebeproben zeigten die für Alzheimer-Patienten typischen Veränderungen mit Ablagerungen des Proteins Amyloid und spindelförmigen Zusammenballungen bestimmter Eiweißstoffe.

Die Wissenschaftler: "Nimmt man das zusammen mit dem klinischen Erscheinungsbild, das Auguste D. bot, war der erste Fall, den Alois Alzheimer vorstellte, auch wirklich ein Fall von Alzheimer-Krankheit nach den heutigen Standards." Allerdings, der vor einigen Jahren entdeckte Risikofaktor Apolipoprotein E (E4), der zu einem besonders frühen Ausbruch der Demenz führen soll, wurde nicht gefunden.

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