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Seen in Deutschland: Motorboote verderben den Badespaß und das Ökosystem

Mit Fahrgastschiff oder Motorboot übern See zu schippern, hat gravierende Folgen für die Gewässer. Und befördert sogar Treibhausgase aus den Seen.
Hafen von Lindau am Bodensee bei sonnigem Wetter. Links ist die Hafenmole mit dem markanten Leuchtturm und der Löwenstatue zu sehen. Im Vordergrund liegen Boote am Steg, einige mit Abdeckungen. Rechts erstreckt sich die Altstadt mit historischen Gebäuden und einem Kirchturm. Der Himmel ist klar und blau.
Im Hafen von Lindau am Bodensee ankern Boote bei sonnigem Wetter. Vor allem motorisierte Schiffe und Boote belasten das Ökosystem des Gewässers.

Motorisierter Wassersport schadet den Seen in Deutschland. Durch Wellenschlag, den Bau von Anlegestellen und Verschmutzung werden insbesondere die Ökosysteme an den Uferzonen beeinträchtigt. Ebenso befeuert die Sport- und Freizeitschifffahrt den Ausstoß von Treibhausgasen, die durch den Wellengang aus den Seesedimenten gepresst werden. Das ergab eine umfassende Studie von Forschern der Universität Konstanz und des brandenburgischen Landesamts für Umwelt vom März 2025, die im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt durchgeführt wurde.

Von 2021 bis 2025 untersuchten Frank Peeters, Ralf Köhler und Wolfgang Ostendorp mit ihren Teams Seen in Deutschland, vor allem den Bodensee, aber auch den Starnberger See in Bayern oder den Röblinsee in Brandenburg. Laut den Forschern entsprechen die meisten Gewässer nicht dem Zustand, den die so genannte Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union bis zum Jahr 2027 fordert. Demnach müssen die Gewässer bis dahin in einem »guten ökologischen« und »guten chemischen« Zustand sein. Eine Ursache für die schlechte Lage sei der Verkehr von großen Fahrgastschiffen und Motorbooten. »Die Schiffswellen wirken sich auf Tiere und Pflanzen in der Flachwasserzone aus und können zu Aufwirbelung und Verfrachtung der Sedimente führen«, erklärt Frank Peeters von der Universität Konstanz in einer Pressemitteilung.

Durch die Messung und Modellierung von Schiffswellen habe sich gezeigt: Je größer die Schiffe sind und je schneller sie an einem Uferbereich vorbeifahren, desto höher schlagen die Wellen und desto länger halten sie an. Das Ausmaß und die Dauer eines Wellenschlags wirken sich entsprechend stark auf die Ökosysteme am Ufer aus. Auch fördere dies den Ausstoß von Methan, da in den Sedimenten Methan gebunden ist, das entweichen kann, wenn der Gewässerboden aufgewirbelt wird.

Peeters plädiert deshalb für Tempolimits auf den Seen, ebenso sollten die Größe der Schiffe und die Zahl der Fahrten begrenzt werden. Gerade bei niedrigem Wasserstand sei besondere Rücksicht geboten.

112 Boote auf einem Quadratkilometer am Bodensee

Selbst wenn die Boote nicht fahren, sind sie laut den Wissenschaftlern problematisch. So zerstöre der Bau von Anlegestellen großflächig Lebensräume am Seeufer. Außerdem würden schlicht zu viele Boote über die Gewässer kreuzen: Im Fall des Bodensees bewegen sich auf einem Quadratkilometer Seefläche 112 Gefährte. Diese »rechnerische Dichte« liege »weit über dem für verträglich gehaltenen Wertebereich«, heißt es in der Studie. Zudem belegen Stege und Anlegestellen große Flächen im Wasser und an Land. Im Mittel benötigt ein Liegeplatz 150 Quadratmeter.

Bislang würden auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ausreichen, um die Ökologie der Seen zu erhalten. Ralf Köhler vom brandenburgischen Landesamt für Umwelt beklagt, dass »die vorhandenen Daten- und Planungsgrundlagen im motorisierten Wassersport ungenügend« seien. Er schlägt vor, ein Bootsregister einzufügen, eine Bootssteuer zu erheben und Uferzonen unter besseren Schutz zu stellen. Sonst sei »eine umwelt- und naturschutzverträgliche Entwicklung … nicht zu gewährleisten«.

Wie sehr motorisierte Gefährte den Spaß beim Baden beeinträchtigen, haben die Forscher nicht explizit untersucht. Sie erwähnen aber in ihrer Studie, dass etwa Schiffspropeller auch Badegäste gefährden. Zudem würden Lärm, Öl- und Schmierstoffe sowie abgeblätterte Bootsanstriche das Gewässer beeinträchtigen.

  • Quellen
Peeters, F. et al., Ökologische Belastungen von Seen in Deutschland 10.48787/kops/subolakes/352–2-7aspyt48wvdp7, 2025

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