Bergsteigen: Mount Everest bleibt höchste Müllhalde der Erde
Hunderte Bergsteiger nehmen mittlerweile jedes Jahr mehr oder weniger erfolgreich Angriff auf den höchsten Gipfel der Erde: Sie bezahlen bis zu 100 000 US-Dollar, um den Mount Everest zu bezwingen. Um selbst Amateure auf 8848 Meter zu bringen, scheuen die kommerziellen Expeditionen kaum Mühen und Material – mit bedenklichen Folgen für die Umwelt. Denn trotz Strafen und hoher Kautionen hinterlassen die Teams große Mengen an Müll und natürlich menschlichen Fäkalien in den verschiedenen Basiscamps und unterwegs. Laut »Reuters« brachte eine extra dafür eingesetzte 30-köpfige chinesische Expedition allein in dieser Saison auf tibetischer Seite rund 8,5 Tonnen an Unrat zu Tal – darunter neben 2,3 Tonnen an Ausscheidungsprodukten auch 6,2 Tonnen an Verpackungsmaterial, Sauerstoffflaschen oder kaputten Zelten, die während eines Jahres am Berg zurückblieben.
Die Arbeit sei wegen des Sauerstoffbedarfs fast so anstrengend wie der Gipfelsturm selbst, wird ein Mitglied des Bergungstrupps zitiert. In China bekommen die Bergsteiger zwei Säcke mit und sind verpflichtet, mindestens acht Kilogramm Müll wieder mit ins Tal zu transportieren. Ansonsten drohen pro Kilogramm an fehlendem Abfall 100 Dollar Strafe. In Nepal müssen die Kletterer eine Kaution von 4000 US-Dollar hinterlegen, die sie nur zurückerhalten, wenn sie ihren Abfall wieder mitbringen. Angesichts der hohen Gesamtkosten einer Besteigung fallen diese Summen allerdings kaum ins Gewicht und sorgten nicht dafür, das Müllproblem zu verringern.
Laut einem Bericht aus dem Jahr 2016 bringen nepalesische Sherpas inzwischen jede Saison fast 12 Tonnen Kot vom Mount Everest und entsorgen sie in Sickergruben des nahen Dorfes Gorak Shep. Während des Monsuns laufen diese Gruben jedoch regelmäßig über und schwemmen die Exkremente in einen Fluss, was die Trinkwasserversorgung der Bewohner gefährdet. Zudem gibt es nur in den Basiscamps Toiletten, deren Inhalt derart entsorgt wird. Dazu kommt weiterer Kot und Urin, den die Bergsteiger auf den Touren in der Landschaft absetzen. Die Höhe und Kälte am Mount Everest verhindert zwar, dass sich Fäkalkeime stark verbreiten, doch könnten diese über die Wasseraufbereitung wieder in die Nahrungskette zurückgelangen. Um den Mount Everest möglichst sauber zu bekommen, planen die Behörden in Tibet bis 2020 noch einmal 45 Aufräumaktionen sowie weitere Maßnahmen zur Minimierung des Müllproblems.
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