Plastik im Meer: Müllstrudel entstehen auch am Meeresboden
Die großen Müllstrudel der Weltmeere kennt man – Regionen, in denen Winde und Strömungen gigantische Mengen schwimmenden Plastikabfall zusammengetrieben haben. Doch auch am Meeresboden haben sie ihre Gegenstücke; diese Müllhalden könnten um ein Vielfaches größer sein als die Müllstrudel. Eine Arbeitsgruppe um Ian Kane von der University of Manchester hat im Tyrrhenischen Meer zwischen Korsika und Italien Hinweise darauf gefunden, dass abgesunkene Plastikteile von Strömungen ebenfalls in bestimmten Zonen konzentriert werden. Wie das Team in »Science« berichtet, fand es dort eine der höchsten jemals gemessenen Plastikkonzentrationen im Meeresboden: 191 Fasern und Partikel in 50 Gramm Schlick, was nahezu zwei Millionen Plastikteilchen pro Quadratmeter Meeresboden entspricht. Die Abfälle sammeln sich in Tiefen von etwa 600 bis 900 Metern da an, wo die Strömungen entlang des Abhangs zur Tiefsee besonders stark mit dem Meeresboden wechselwirken. Dort werden tiefe Rinnen ausgespült und andernorts dicke Sedimentpakete aufgeschichtet. Und dort, so das Team, sammle sich nun der Müll.
Fachleute hatten bereits befürchtet, dass Plastikabfälle auch am Meeresboden in bestimmten Zonen konzentriert werden könnten. Denn die nötigen Strömungen gibt es auch in der Tiefsee. Eine solche Strömung fließt gegen den Uhrzeigersinn entlang der italienischen Küste nordwärts, biegt mit der Küste nach Westen ab und folgt schließlich Korsika nach Süden. Dort, nahe dem Südende der Insel, lag das Untersuchungsgebiet des Teams. Mit Hilfe von Schallwellen durchleuchteten Kane und sein Team den Meeresboden und stellten so fest, wo die Strömung Rinnen auswusch und wo sich das ausgespülte Sediment in mehreren hundert Meter dicken Lagen ansammelt. Dort entdeckte Kane die enorm hohen Plastikkonzentrationen. Diese untermeerischen Müllkippen könnten wahrhaft gigantisch sein und die Müllstrudel weit in den Schatten stellen – denn diese enthielten nur etwa ein Prozent des Plastiks in den Meeren, heißt es in der Veröffentlichung. Der größte Teil des Rests lande vermutlich am Meeresboden.
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