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Sommerloch heute: Mundgeruch-Detektor entwickelt

Mund
Es gibt wohl wenig Peinlicheres, als bei einem Rendezvous das Gegenüber mit unangenehmen Odeur aus der Mundhöhle zu begrüßen. Dabei kann man oft relativ wenig dafür, denn die eigene Halitosis – so der wissenschaftliche Ausdruck für Mundgeruch – nehmen wir selbst nicht wahr und versäumen folglich, ihn gegebenenfalls bewusst zu überdecken. Um diesem Missstand abzuhelfen, haben nun Gelehrte um Kohji Mitsubayashi von der Tokioer Medizinischen und Zahnmedizinischen Universität einen neuartigen Sensor entwickelt, der dem üblen Geruch auf die Spur kommen kann.

Ihre Gerätschaft kann exakt die Mengen des schwefelhaltigen Stoffs Methylmercaptan (CH3SH, auch Methanthiol genannt) in der Atemluft nachweisen. Er ist hauptverantwortlich für fauligen Atem und wird von Bakterien erzeugt, die sich im Mund an Eiweißen aus der Nahrung und abgestorbenen körpereigenen Zellen delektieren.
Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Der Sensor registriert dabei sogar noch Konzentrationen, die geringer als ein Teilchen pro zehn Millionen Teilchen sind – und ist damit doppelt so sensibel wie das menschliche Geruchsorgan.

Mitsubayashis Erfindung beruht auf dem Enzym Monoamin-Oxidase A, die das Methylmercaptan mit Hilfe von Sauerstoff umwandelt. Über eine Elektrode, die den Sauerstoff-Verbrauch vermerkt, lässt sich dann zurückrechnen, wie viel der kontakthemmenden Verbindung dem Mund des Probanden entströmt. Und wie die Forscher besonders hervorheben, reagiert ihre Entwicklung nicht auf den Wasserdampf der Atemluft, die vorherigen Methylmercaptan-Detektoren das Leben schwer machten – die bisherigen verzweifelten Versuche, hinter vorgehaltener Hand den Wohl- oder Übelgeruch des eigenen Atems zu erhaschen, könnten damit vielleicht der Vergangenheit angehören.

Zugleich bietet die neue Methode eventuell eine Hoffnung für Menschen mit Parodontitis, denn der Zahnfleischschwund kündigt sich meist ebenfalls mit Halitosis an. Zahnärzte überprüfen deshalb bisweilen den Methylmercaptan-Gehalt des Patientenatems. Zähneputzen alleine hilft übrigens wenig gegen pestilenten Geruch, da sich die verantwortlichen Keime eher auf der rückwärtigen Seite der Zunge tummeln: Gelegentliche Reinigungsgänge könnten dem abhelfen, sofern der vielen Menschen dort eigene Würgreiz überwunden werden kann – einem trauten Tete-a-Tete wäre es sicherlich abhold. (dl)

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