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News: Mutante Mäuse schieben Panik

Truman leidet unter Angstzuständen. Seitdem sein Vater ertrunken ist, meidet er Wasser und überquert keine Brücke. Wie Jim Careys Truman in der gleichnamigen Verfilmung plagen sich zwanzig Prozent der Bevölkerung zumindest einmal in ihrem Leben mit einer Phobie, ausgelöst durch eine traumatische Situation. Schon in den achtziger Jahren fanden die Forscher einen Zusammenhang zwischen Angstzuständen und einem Mangel an GABA, das als Transmitterstoff eine Überreizung der Neuronen verhindert. Wissenschaftler konnten jetzt beweisen, daß die Krankheit nicht zufällig eintritt, sondern die Veranlagung genetisch bedingt ist.
Während eine panische Angst vor Spinnen das persönliche Leben nur marginal beeinflußt, macht Klaustrophobie den Alltag zu einem Spießrutenlauf. Bei den Patienten ist die Anzahl der Rezeptoren für Gamma-Aminobuttersäure (GABA) besonders in den Zonen des Gehirns vermindert, die mit Angstgefühlen in Verbindung gebracht werden. Um zu untersuchen, ob Phobien auf den Mangel an Rezeptoren zurückzuführen sind, beobachtete Hanns Möhler mit seinen Kollegen von der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne und der Universität Zürich mutierte Mäuse. (Nature Neuroscience von September 1999) Sie inaktivierten in den Tieren das Gen für eine der vielen Untereinheiten des GABA-Rezeptors. Während die Veränderung auf nur einem Chromosom vorgenommen wurde, blieb das andere intakt. Denn Mäuse, bei denen beide Exemplare gehemmt wurden, starben schon als Jungtiere.

Die mutierten Mäuse verhielten sich hyperängstlich. Offensichtlich führte die Verminderung der GABA-Rezeptoren in den entscheidenden Gehirnabschnitten um bis zu 28 Prozent zu tierischen Phobien. Die Nager scheuten fremdes Territorium, mieden Höhen und helles Licht. Im Vergleich zu gesunden Mäusen reagierten sie panisch. Geringe Dosen Valium eliminierten jedoch die Symptome. Genau wie bei Menschen koppelt es an GABA-Rezeptoren und verstärkt deren Wirkung.

Rückschließend auf den Menschen vermuten die Forscher, daß GABA-Mangel eine Veranlagung zu Phobien erweckt. Welche Umwelteinflüsse dann Angstzustände auslösen, muß jedoch noch analysiert werden.

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