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Tropenkrankheiten: Muttermilch - die Achillesferse der Tsetsefliege?

Trypanosoma Parasit im Mikroskop

Blutsaugende Fliegen gehören zu den eher unterschätzt leistungsfähigen Insektenmodellen: Ihr auf Fliegen und Fortpflanzung hochgezüchter Körper lebt bei jeder Schleichattacke auf den wachsamen Wirt extrem gefährlich; zudem mussten sich die Blutschmarotzer allerlei physiologische Spezialanpassungen leisten, um vom hart erkämpften Lebenssaft der Opfer auch gut leben zu können. Eine Anpassung ist dabei aber bisher zu wenig gewürdigt worden, finden Joshua Benoit von der Yale University und seine Kollegen: Die sonst fast nur von Säugetieren bekannte Errungenschaft, den Nachwuchs mit Muttermilch groß und kräftig aufzupäppeln.

Bekannt war die fürsorgliche Muttermilchproduktion von Glossina-Arten bereits: Die weiblichen Tsetsefliegen produzieren nur ein einziges statt vieler Eier und legen es nicht ab, sondern behalten es in einer Fliegenvariante des Uterus. Hier entwickelt sich die Larve nach dem Schlüpfen dann weiter – ernährt wird sie dabei von der Mutterfliege, die dafür aus Milchdrüsen eine Nährlösung absondert.

Damit nicht genug der Gemeinsamkeiten zu Säugetieren: Die Muttermilch von Fliege wie Mensch enthält das Enzym Sphingomyelinase (SMase), das unter anderem nötig ist, um bestimmte für den Bau neuer Zellmembranen gebrauchte Bausteine zuzuschneiden. Wie bei Menschen wird dieses Enzym erst in der sauren Umgebung des Magens von Babys oder Fliegenlarven aktiv.

Die Tsetsefliege ist der Überträger der Afrikanischen Schlafkrankheit (Trypanosomiasis), mit der nach Schätzungen der WHO mehr als 30 000 Menschen infiziert sind. Benoits Team fand nun heraus, dass die Larven sich kaum entwickeln können, wenn die SMase in der Muttermilch fehlt oder inaktiviert wird. Womöglich, so hoffen die Forscher, ist die SMase also eine Schwachstelle der Fliegen, die vielleicht mit Insektiziden ausgenützt werden kann. Bei Menschen führt eine Mutation in den SMase-Genen zur Niemann-Pick-Krankheit, die beim schwerem Verlauf mit dem frühen Tod der Betroffenen endet.

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