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Nach 130 Jahren: Vermisste Kaninchenart hoppelt vor Kamera

Es lebt noch: In Mexiko gelang der Nachweis einer sehr lange verschollen geglaubten Kaninchenart. Sie existiert in einem relativ isolierten Gebirge.
Ein Wildkaninchen sitzt aufmerksam auf einem Waldboden in einem mexikanischen Wald, umgeben von dichtem Laub und Pflanzen. Die Aufnahme stammt von einer Wildkamera, wie die eingeblendeten Informationen zu Uhrzeit und Datum am oberen Rand des Bildes zeigen
Dank einer Fotofalle konnte das Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen wieder nachgewiesen werden.

Rund 130 Jahre lang haben Wissenschaftler nach dem Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus insonus) gesucht: vergeblich. Seit den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts hatte kein Biologe mehr ein lebendes Exemplar des Tieres gesehen. Erst ab 2020 kam ein Team um José Alberto Almazán-Catalán vom Instituto para el Manejo y Conservación de la Biodiversidad (INMACOB) dem Hasenartigen auf die Spur, bis den Zoologen nicht nur eines der Kaninchen vor eine Fotofalle sprang, sondern ihnen auch einheimische Jäger gefangene und erlegte Individuen übergaben: Vor Ort hatte man die Tiere lange als nahrhafte Beute geschätzt, ohne dass dieses Wissen weiter vordrang.

Das Omilteme-Baumwollschwanzkaninchen ist damit die 15. Art (Stand Januar 2024), die eine gezielte, weltweit laufende Suche nach verschollenen Tieren und Pflanzen wieder aufgespürt hat, schreibt die Organisation »re:wild«, die diese Aufgabe koordiniert. Zuerst hatte sich die Suche nach den Kaninchen auf Wälder rund um die Stadt Chilpancingo im mexikanischen Bundesstaat Guerrero konzentriert, wo sie der Naturforscher Edward William Nelson 1904 erstmals wissenschaftlich nachgewiesen hatte. Doch fanden sich hier keine Spuren der Art mehr.

Stattdessen weiteten die Forschenden um Almazán-Catalán ihren Radius auf umliegende Berge mit Nadelwäldern in den Hochlagen aus, wo zuvor Spuren von Kaninchen entdeckt worden waren. Viele Dorfbewohner dieser Region in der Sierra Madre del Sur kannten die Baumwollschwanzkaninchen – vor allem aus dem Kochtopf. Mit diesem Wissen stattete das Team die Umgebung mit Fotofallen aus und konnte schließlich das erste Kaninchen der Art in freier Wildbahn ablichten.

Die ersten Studien an den Tieren bestätigen auch frühere Erkenntnisse: Obwohl sie als Baumwollschwanzkaninchen bezeichnet werden, besitzen sie nicht wie Verwandte einen flauschigen, runden und weißen, sondern einen kurzen, schwarzen Schwanz – ein einmaliges Erkennungsmerkmal, das sie von anderen Hasenartigen der Region unterscheidet. Im restlichen Fell finden sich ebenfalls keine weißen Flecken; zudem stellen sie die kleinste Kaninchenart in ihrem Ökosystem und besitzen auch nur kleine Ohren.

Die Forscher wollen jetzt mehr über diese Art herausfinden, etwa wie groß ihr Bestand ist. Lokale Jäger haben bereits zugestimmt, dass sie beim Schutz mithelfen wollen, sollten die Kaninchen gefährdet sein.

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