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Klimamodell: Nachtwolken schmelzen Grönlands Eispanzer

Grönlands schmelzendes Eis lässt den Meeresspiegel steigen. Auch dank Wolken, wie jetzt ein Modell zeigt. Doch viele Fragen bleiben offen.
Grönland

Einen weiteren Beleg für die Bedeutung der Wolken für das Klima liefert eine aktuelle Studie eines Teams um Kristof Van Tricht von der KU Leuven in Belgien. Demnach erhöht eine nächtliche Wolkendecke über Grönland den Schmelzwasserabfluss relativ zu klarem Himmel um bis zu ein Drittel. Zu diesem Schluss kommt die Gruppe, indem sie Messungen von Satelliten und vor Ort mit Klimamodellen zusammenführten und so die Energiebilanz der Eiskappe kalkulierten. Demnach verringern sowohl Eiswolken als auch solche aus Wassertropfen den Wärmeverlust durch Abstrahlung – entsprechend ist der Effekt nachts am größten, wenn der Eispanzer Wärme nach oben abstrahlt. Wie stark der Effekt im Einzelfall ist, hängt allerdings vom Wolkentyp ab.

Das Schmelzwasser der grönländischen Eiskappe liefert derzeit den größten Einzelbeitrag zum Anstieg des Meeresspiegels. Die Berechnung von Van Tricht und seinem Team zeigt, dass Wolken über der Eiskappe einen enormen Einfluss ausüben, der von heutigen Klimamodellen bisher nicht klar erfasst wird. Wolken und ihre Effekte aufs Klima sind schwer korrekt zu modellieren. Tatsächlich brachte auch die aktuelle Analyse einen unerwarteten Befund: Die zusätzliche, unter der Wolkendecke gefangene Wärme führt wider Erwarten nicht dazu, dass mehr Eis schmilzt – der Haupteffekt ist nach Angaben der Arbeitsgruppe, dass das Schmelzwasser nachts nicht wieder gefriert. So sickert es stattdessen zur Sohle der Eiskappe und läuft von da aus ins Meer.

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