Ornithologie: Auch Vögel pflegen eine Art Freundschaft

Schwertwale, Elefanten, Schimpansen: Von ihnen weiß man, dass sich ähnlich wie bei Menschen auch andere Erwachsene als die Eltern mitsamt Verwandtschaft um Nachwuchs kümmern können. Eine Langzeitstudie von Dustin Rubenstein von der Columbia University und seinem Team an ostafrikanischen Dreifarben-Glanzstaren (Lamprotornis superbus) zeigt, dass auch Vögel solche Partnerschaften pflegen können, ohne miteinander verwandt zu sein. Es sei eine Beziehung auf Gegenseitigkeit, berichtet Alexis Earl, die Studienleiterin.
Glanzstarpaare ziehen ihre Jungen nicht allein groß, sondern bekommen dabei Hilfe von Artgenossen. Von 2002 bis 2021 hatte die Arbeitsgruppe tausende Interaktionen zwischen diesen Glanzstaren ihres Untersuchungsgebiets in Kenia beobachtet und aufgezeichnet sowie DNA von verschiedenen Vögeln gesammelt, um deren Verhältnis zueinander zu bestimmen. Da die Tiere zweimal im Jahr brüten, konnten die Wissenschaftler so über 40 Brutperioden hinweg ermitteln, ob überwiegend Verwandte die Eltern unterstützen oder ob auch nicht verwandte Individuen helfend mitwirken.
Tatsächlich stehen die Vögel bevorzugt Verwandten bei; doch es kommt auch regelmäßig vor, dass sie nicht verwandten Artgenossen Unterstützung zukommen lassen – selbst wenn dafür Verwandte zur Hilfe bereitstanden. »Viele dieser Vögel schließen im Lauf der Zeit eine Art Freundschaft«, sagte Rubenstein in einer Mitteilung. Umgekehrt erfuhren diese Vögel ebenfalls Unterstützung, wenn sie beispielsweise in der nächsten Brutsaison selbst für Nachwuchs sorgten: Die Hilfe beruhte also oft auf Gegenseitigkeit. Bis zu 16 Individuen können dann einem Paar »unter die Flügel« greifen, um die Küken zu versorgen.
Damit unterscheiden sich die Glanzstare von vielen anderen sozialen Arten, bei denen meist jüngere den älteren Tieren helfen. Sie sammeln Erfahrungen bei der Aufzucht, bevor sie selbst Eltern werden. Bei diesen Vögeln hingegen stellen sich auch ältere »Freunde« in den Dienst von jüngeren. »Als Nächstes möchten wir herausfinden, wie diese Beziehungen entstehen, wie lange sie andauern und warum manche Beziehungen stabil bleiben, während andere auseinanderbrechen«, so Rubenstein.
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