Das kleine Nagetier Heterocephalus glaber, der Nacktmull, hat im Lauf der Evolution besondere physiologische Fähigkeiten entwickelt, um in seinem oft extremen Lebensumfeld zu gedeihen. So überstehen die Neurone seines Gehirns einen bis zu halbstündigen Sauerstoffentzug bei gleichzeitig hohen Kohlendioxidkonzentrationen schadlos, berichten jetzt John Larson und Thomas Park von der University of Illinois in Chicago. Die Nervenzellen können damit im Extremfall sechsmal länger unversorgt bleiben und danach wieder regenerieren als bei allen anderen Säugetieren.
Nacktmull | Nacktmulle leben in großen Gemeinschaften in den Halbwüsten Ostafrikas. In ihren dicht besiedelten unterirdischen Bauten kann Sauerstoff schnell knapp werden – wogegen sich die Tiere im Lauf ihrer Evolution mit ein paar bemerkenswerten physiologischen Anpassungen gewappnet haben.
Larson und Park vermuten, dass die Toleranz der Hirnzellen gegenüber knapper Sauerstoffversorgung im Lauf der Evolution entstand und den Mullen erlaubte, in überfüllten, schlecht durchlüfteten unterirdischen Bauten und Gängen zu hausen. Die Tiere teilen ihre bis zwei Meter unter der Oberfläche gegrabenen Unterkünfte mit manchmal 300 Mitbewohnern auf engstem Raum. Um dies zu überstehen, scheinen die Neurone der Tiere eine erhöhte Toleranz gegenüber niedrigen Sauerstoff- und hohen Kohlendioxidgehalten aus ihrer Embryonalzeit aufrechtzuerhalten. Wie dies gelingt, interessiert die Forscher nun unter anderem deshalb, weil sie hoffen, ähnliche Prinzipien auch in menschliche Neuronen anstoßen zu können, die etwa in der Folge eines Hirnschlags unterversorgt werden. (jo)
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