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Objekte im All: Naher einsamer Neutronenstern gesichtet

Neutronenstern-Fantasie
Astronomen glauben den vielleicht erdnächsten aller bislang bekannten Neutronensterne ohne Begleiter erspäht zu haben. Das Objekt im Sternbild Großer Bär wäre erst der insgesamt achte beobachtete "isolierte Neutronenstern" – eine Klasse von ehemaligen Sternen, die weder mit einem zweiten Supernovaüberrest noch einem Doppelsternpartner oder Radiopulsar assoziiert sind. Mit einem geschätzten Abstand von 250 bis 1000 Lichtjahren zur Erde ist die Röntgenquelle möglicherweise der am wenigsten weit entfernte Vertreter ihrer Art.

Die Astronomen um Robert Rutledge von der McGill-Universität in Kanada war beim Vergleich von 18 000 in Sternenkatalogen verzeichneten Objekten aufgefallen, dass "1RXS J141256.0+792204" nur im Röntgen-, nicht aber im sichtbaren, infraroten oder Radiowellenlängenbereich stark strahlt. Mit verschiedenen Teleskopen bestätigten Wissenschaftler, dass der Röntgenstrahler tatsächlich von keinem bekannten astronomischen Objekt begleitet wird.

Neutronensterne entstehen am Ende der Entwicklung massereicher Sterne von mehr als etwa acht Sonnenmassen. Haben sie ihren Kernbrennstoff verbraucht, so werden sie zur Supernova, wobei die äußeren Schichten als Supernova-Überrest abgesprengt werden, während der Zentralbereich unter dem hohen Gravitationsdruck kollabiert, wobei Protonen und Elektronen zu Neutronen vereinigt werden. Der Neufund lasse sich, so Rutledge, allerdings keiner der bislang gängigen Kategorien von Neutronensternen zuordnen. Auch seine Lage weit oberhalb der Ebene der Milchstraße sei ungewöhnlich.

Die sieben bislang bekannten isolierten Neutronensterne sind Astronomen als "Glorreiche Sieben" bekannt. Aus demselben Western-Filmklassiker stammt auch der vorläufige Spitzname des neuen Objektes: Die Forscher nennen den Neutronenstern nach dem Filmbösewicht "Calvera". (jo)

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