Direkt zum Inhalt

Nahrungskette: Wohin die Weißen Haie fliehen

Schwertwale verschmähen eine gute Haileber nicht. Die Raubfische wandern deshalb vor Südafrika ab – nicht unbedingt zur Freude von Strandbesuchern.
Männer und Frauen stehen rund um einen toten Weißen Hai an einem Strand in der Region Gansbaai, Südafrika. Im Hintergrund steht ein Geländewagen. Ein Mann fotografiert den Kadaver.
Immer wieder werden tote Weiße Haie an südafrikanische Strände gespült. Sie wurden Opfer von Schwertwalen, die es auf ihre Leber abgesehen haben.

»Port« und »Starboard«: Diese beiden Schwertwale haben sich für die Haie vor der südafrikanischen Küste rund um Kapstadt zu einer Plage entwickelt. Das Paar macht regelmäßig Jagd auf die Haifische, tötet sie und reißt ihnen die fettreiche Leber aus dem Leib. Teilweise fielen ihnen schon mehr als 15 Haie kurz hintereinander in einem Fressrausch zum Opfer. Die Raubfische fliehen daher aus bestimmten Küstenabschnitten, sobald die Orcas auftauchen, und lassen sich dort dann wochenlang nicht mehr blicken. Heather Bowlby vom Bedford Institute of Oceanography in Dartmouth, Nova Scotia, und ihr Team haben herausgefunden, wohin sich zumindest ein Teil der überlebenden Weißen Haie zurückzieht, wenn »Port« und »Starboard« auftauchen. Das berichten sie in »Ecological Indicators«.

Gemutmaßt wurde bereits, dass sich die Haie von False Bay und den Küsten vor Gansbaai weiter nach Osten zurückziehen. Die Zahl der Sichtungen sank so schnell und dramatisch, dass bereits viele Thesen zirkulierten. Neben den beiden Schwertwalen kam auch Überfischung der Haibeute oder der Weißen Haie selbst in Frage. Doch Bowlby und Co kommen dank ihrer Daten zu einem anderen Schluss: Sie werteten Daten zu Haibeobachtungen und Zwischenfällen mit den Tieren aus.

Die Zahlen legen nahe, dass die Haie nun verstärkt in der Algoa Bay und vor KwaZulu-Natal unterwegs sind und damit näher zum Indischen statt zum Atlantischen Ozean: Dort nahm die Zahl der Zwischenfälle mit den Haien in den letzten Jahren ebenso zu wie die Anzahl der Sichtungen. Über ihre Datenanalyse und weitere Untersuchungen konnte die Arbeitsgruppe ausschließen, dass sie sich dort verstärkt vermehrt hätten oder wegen fehlender Nahrung abgewandert sind. Betrachte man das gesamte Meeresgebiet vor der südafrikanischen Küste, sei der Bestand der Weißen Haie stabil geblieben, nur die regionale Verteilung habe sich verändert, schreibt das Team.

Fluchtverhalten von Weißen Haien hat man auch in anderen Teilen der Erde beobachtet, sobald dort Schwertwale auftauchen, etwa bei den südöstlichen Farallon-Inseln vor Kalifornien. Für den Haitourismus an der Küste bei Kapstadt bedeutet die Jagd der Schwertwale allerdings einen schweren Schaden: Dort werden Tauchfahrten angeboten, bei denen man in schwimmenden Käfigen den Weißen Haien nahe kommen kann. Lange war die Wahrscheinlichkeit, einen der Raubfische zu sehen, sehr hoch. Doch wegen der Schwertwale sind diese Zeiten in der Region vorüber.

Neben Weißen Haien erlegen die Meeressäuger aber auch noch eine Reihe weiterer Haiarten. 2023 konnte ein Taucher beispielsweise filmen, wie einem Walhai die Leber lebendig entrissen wurde.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.