Camouflage-Effekt: Nanostruktur verleiht dem Blauhai seine Farbe

Der Blauhai ist eines der wenigen blauen Tiere auf der Welt. Wie ein internationales Forscherteam berichtet, kommt seine Farbe durch eine spezielle Nanostruktur in seiner Schuppenhaut zu Stande. Überraschend: Ändern sich Umwelteinflüsse wie Druck oder Temperatur, verändert sich auch die Struktur – und damit möglicherweise die Farbe des Hais. Die Ergebnisse haben die Fachleute am 9. Juli 2025 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Experimentelle Biologie (SEB) vorgestellt.
Auf seiner Haut trägt der Blauhai (Prionace glauca) Tausende kleiner, spitzer Schuppen. Diese sitzen in kleinen Höhlen, in welchen sich das Geheimnis für die charakteristische Farbe des Raubfischs findet. Wie ein Team aus Biologinnen und Biologen herausfand, sind dort zum einen Guanin-Kristalle vorhanden, die blaues Licht reflektieren. Ebenfalls dort angesiedelt sind kleine Bläschen, so genannte Vesikel, die den Farbstoff Melanin enthalten. Dieser absorbiert das Licht anderer Wellenlängen. In der Hai-Haut wirken beide so zusammen, dass der blaue Farbeindruck entsteht: Das Pigment Melanin ruft die Farbe hervor, während die speziell strukturierten Guanin-Kristalle mit einer ganz bestimmten Dicke und einem genauen Abstand voneinander die Farbe intensivieren. »Die beiden Komponenten sind in unterschiedliche Zellen verpackt. Man muss sich das Ganze so vorstellen, als hätte man einen Sack voller Spiegel und einen voller Licht schluckender Objekte direkt nebeneinander. Weil sie so dicht beieinander liegen, wirken beide zusammen«, erklärt die Forscherin Viktoriia Kamska laut einer Pressemitteilung der SEB.
Ändern sich die fein abgestimmten Parameter, könnte sich auch die Farbe der Hai-Haut ändern. So zeigten Modellrechnungen des Teams, dass die Farbe intensiv blau wird, wenn die Abstände zwischen den Guanin-Schichten sehr klein sind; liegen die Kristalle aber weiter auseinander, verschiebt sich die Färbung in Richtung Grün oder Gold. Möglicherweise wird der Blauhai sogar dunkler, wenn er in tieferes Wasser abtaucht, wo der höhere Wasserdruck die Schuppen zusammendrückt.
Ob diese Mechanismen bei lebenden Tieren tatsächlich auftreten, wollen die Forscherinnen und Forscher künftig untersuchen. Die Erkenntnisse könnten aber auch für die Materialwissenschaft bedeutsam sein, um neue Stoffe mit veränderlichen Farbeigenschaften herzustellen.
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