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Infektionen: Nasenspray soll vor Grippe schützen

Grippe

Forscher haben an Mäusen ein Nasenspray getestet, das die Verbreitung des Grippevirus behindert. Es enthält eine Substanz, die das angeborene Immunsystem stimuliert und so die Widerstandskraft von Lunge und Atemwegen gegen die Infektion stärkt. Die damit behandelten Mäuse erkrankten weitaus schwächer und übertrugen das Virus seltener an empfängliche Artgenossen. Das Team um David Jackson von der Universität Melbourne will jetzt überprüfen, ob das Prinzip auch beim Menschen funktioniert. Mit einem solchen Spray könnte man im Fall einer Grippeepidemie die Ausbreitung bremsen und wertvolle Zeit für Gegenmaßnahmen gewinnen.

Der enthaltene Wirkstoff aktiviert das Sensormolekül Toll-like Receptor 2 (TLR2), das die angeborene Immunabwehr aktiviert. Die Bestandteile dieses Systems, zum Beispiel spezialisierte weiße Blutkörperchen und Signalstoffe wie Interferone, sind bei Weitem nicht so effektiv wie die Antikörper der spezifischen Immunantwort, anders als diese bekämpfen sie Erreger wie das Grippevirus schon ab dem ersten Kontakt, ohne dass erst zeitaufwändig eine spezifische Immunität aufgebaut werden muss.

Jackson und Kollegen verwenden in ihrem Nasenspray ein synthetisches Lipidmolekül namens Palmitoyl-S-glycerylcystein (Pam2Cys), das einen wichtigen Bindungspartner von TLR2 imitiert und so diesen Rezeptor aktiviert. Sie koppelten das Molekül an eine Polyethylenglycol-Kette, um es besser wasserlöslich zu machen, und lösten es in Kochsalzlösung, die sie betäubten Mäusen in die Nase sprühten. Die so behandelten Tiere hatten sowohl nach drei als auch nach sieben Tagen deutlich mehr Immunzellen im Lungengewebe als die nur mit Salzlösung behandelte Kontrollgruppe. Dieser Effekt schützte die Mäuse in weiteren Versuchen auch vor dem Grippevirus: Die Virenkonzentration nach einer gezielten Infektion erwies sich als 100-fach niedriger als in der Kontrollgruppe – zwei der elf untersuchten Mäuse waren sogar virenfrei. Nach den Ergebnissen der Forscher schützt das Molekül nicht nur die betroffenen Mäuse vor schweren Infektionen, es verhindert innerhalb eines gewissen Zeitraums ebenso, dass die infizierten Mäuse ungeschützte Artgenossen anstecken.

Die Verbindung zeigte bisher keine besondere Giftigkeit, so dass die Wissenschaftler hoffen, das Prinzip bald auf den Menschen übertragen zu können. Das Nasenspray verhindert Infektionen mit dem Grippevirus zwar nicht, die Forscher verweisen allerdings darauf, dass die Viren sich deutlich langsamer im Körper ausbreiten, so dass dem adaptiven Immunsystem mehr Zeit bleibt, den Erreger spezifisch zu bekämpfen. Das Gleiche gilt für die Ausbreitung des Erregers, die durch das Nasenspray deutlich gehemmt wird – im Fall einer gefährlichen Pandemie könnte sich eine solche Verzögerung als lebensrettend erweisen.

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