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Aberglaube: Nashorn-Wilderei zum sechsten Mal in Folge gestiegen

Seit 2008 nimmt die illegale Jagd auf Nashörner in Afrika stetig zu - angetrieben von medizinischem Aberglauben in Ostasien.
Breitmaulnashorn (Symbolbild)

Im Jahr 2006 widmete ein traditionelles vietnamesisches Arzneibuch dem Horn von Nashörnern neue Aufmerksamkeit: Es könne nicht nur Fieber senken, sondern auch Krebs heilen – ein wirrer Aberglaube, der durch keine medizinische Studie haltbar ist. Auch durch den Verzehr menschlicher Haare müsste das dann möglich sein, das vorhandene Keratin ist schließlich das gleiche. Dennoch explodierte in der Folge der Handel mit Nashorn-Horn. Die Wilderei nimmt seit 2008 in Afrika stetig zu, wie der IUCN berichtet. Zum sechsten Mal in Folge stieg 2015 die Zahl der getöteten Nashörner; mindestens 1338 Tiere starben wegen ihres Horns. Der Großteil wurde dabei in Südafrika erlegt, wo 75 Prozent aller afrikanischen Nashörner leben. Verstärkte Antiwildererkampagnen sorgten dafür, dass dort die Zahl der getöteten Dickhäuter 2015 leicht zurückging; dafür steigt sie in anderen Teilen der Region an.

Vor allem betroffen sind die Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum), deren Bestand rund 20 000 Tiere beträgt. Die Wilderei sorgt dafür, dass dieser Bestand seit einigen Jahren nicht mehr wächst – die vorherige Zunahme gehörte zu den großen Erfolgsgeschichten des afrikanischen Naturschutzes. Etwas besser kommen momentan noch die Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis) davon, die mit rund 5000 Individuen deutlich seltener sind, deren Population aber immerhin noch leicht wächst – allerdings weniger stark, als es ohne die Wilderei der Fall wäre. Als eines der Schlüsselländer für die Gefährdung der Nashörner stellt sich weiterhin Mosambik dar. Dort werden nicht nur die Tiere geschossen, vor allem dringen von dort gut organisierte Wilderer in den südafrikanischen Krüger-Nationalpark vor, der die Mehrzahl aller Nashörner beheimatet. Zudem findet die Ausfuhr über mosambikanische Flughäfen und Häfen nach Ostasien statt.

Die wichtigsten Absatzmärkte bilden weiterhin Vietnam und China, wo geriebenem Horn von Nashörnern ebenfalls medizinische Kräfte nachgesagt werden. Mit Sorge blickt der IUCN mittlerweile jedoch ebenso nach Nordkorea: Mehrere offizielle Vertreter des Landes wurden 2015 in Südafrika und Mosambik bei dem Versuch ertappt, Nashorn-Horn außer Landes zu schmuggeln. Mittlerweile werden Nashörner und auch Elefanten von professionellen Banden gewildert, die schwer bewaffnet sind und sogar Helikopter besitzen. Im Februar schossen sie in Tansania sogar einen Hubschrauber ab, der eine Antiwildereipatrouille durchführte. Der Pilot starb.

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