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Naturkatastrophe: Schweres Erdbeben erschüttert Südostasien

In den südostasiatischen Ländern Myanmar und Thailand bebte am Freitag minutenlang die Erde. Noch ist das Ausmaß der Schäden unbekannt.
Eine Gruppe von medizinischem Personal und anderen Personen umgibt einen Patienten auf einer Trage im Freien. Eine Person hält einen grünen Regenschirm, um Schatten zu spenden. Im Hintergrund steht ein Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Alle Personen tragen Masken, und einige tragen Krankenhausuniformen. Die Szene deutet auf einen medizinischen Notfall oder Transport hin.
In Bangkok brachte medizinisches Personal Patienten zur Sicherheit auf die Straße.

Ein starkes Erdbeben hat am Freitag (28. März 2025) gegen 12:50 Uhr Teile Südostasiens erschüttert. Das Epizentrum des Erdbebens lag laut dem US Geological Survey (USGS) in der Millionenstadt Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, in der Landesmitte. Es entstand demnach in weniger als 10 Kilometer Tiefe, was als relativ flach unter der Erdoberfläche gilt. Entsprechend stark war es oberirdisch zu spüren. Wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete, waren die Erschütterungen auch in der südwestchinesischen Provinz Yunnan deutlich zu spüren. In Thailand und Vietnam bebte die Erde ebenfalls.

Das Deutsche Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam meldete ein Erdbeben der Stärke 7,6 und gibt die Tiefe mit 24 Kilometern an, der USGS verzeichnete die Stärke 7,7. Zudem registrierten die US-Forscher zwölf Minuten später etwas südlich ein weiteres Erbeben mit einer Stärke von 6,4. In dem Ort Aung Ban im Landesinneren Myanmars kollabierte ein Hotel, viele Menschen sollen dort eingeschlossen sein, wie Rettungsteams in sozialen Medien berichteten. Aus Myanmar melden Quellen, dass es mindestens 20 Tote geben soll. Auch das genaue Ausmaß der Schäden in den Ländern ist noch nicht bekannt. In Myanmar zeigen erste Bilder beschädigte Gebäude und eine kollabierte Brücke. Das Land ist international stark isoliert; zudem herrscht in vielen Regionen ein Bürgerkrieg. Informationen dringen daher spärlich nach Außen.

Erdbeben in Myanmar | Die Indische Platte taucht im Westen und Süden am Sunda-Megathrust (violett) unter die angrenzenden Platten ab. Die Sagaing-Störungszone (blau), an der das Beben Stattfand, geht im Süden in eine Spreizungszone (grün) und im Norden in die Himalaya-Überschiebungen (rot) über.

Bemerkenswert ist, wie stark die Erschütterungen im rund 1000 Kilometer entfernten Bangkok waren. Dort verließen verließen Menschen in Panik ihre Häuser. Aus den Krankenhäusern wurden Patienten auf die Straßen gebracht. Auf einer Hochhaus-Baustelle stürzte ein Gebäude ein, wie die »New York Times« berichtet. Unklar ist allerdings viele Verletzte oder Tote es gibt; erste Berichte aus Bangkok sprechen von drei Toten und zahlreichen Vermissten nach Einsturz des Rohbaus eines Hochhauses. Mögliche Ursache ist, dass das tiefe, mit lockeren Sedimenten gefüllte Becken unter Bangkok die Bebenwellen verstärkte. Forschungen zeigen, dass der Untergrund dort tatsächlich besonders niederfrequente Schwingungen verstärkt.

Ursache des Bebens ist die Sagaing-Verwerfung, die sich von der Andamanensee im Süden 1400 Kilometer nach Norden zieht. Diese aktive Störungszone verursacht immer wieder starke Erdbeben, zuletzt das Thabeikkyin-Beben der Magnitude 6,8 im Jahr 2012, bei dem 26 Menschen starben. Sie trennt das Shan-Plateau im Osten von der Burma-Mikroplatte im Westen, die im Zuge der Kollision der Indischen Platte mit Eurasien nach Norden geschoben wird. Die beiden Seiten der Sagaing-Verwerfung bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von rund zwei Zentimetern aneinander vorbei. Wenn sich die Gesteine ineinander verkeilen, baut sich Spannung auf, die sich ruckartig entlädt.

Im Grenzgebiet zwischen Indien, Bangladesch und Myanmar schiebt sich die Indische Platte Richtung Nordosten, wodurch sich das Arakan-Joma-Gebirge aufgefaltet hat. Weiter im Süden taucht sie unter die Sundaplatte ab und drückt dadurch die ganze Region nach Norden. Dieser Prozess verursacht immer wieder Beben in Myanmar. So trat 1912 ein Beben der Stärke 8 genau in der Mitte des Landes auf, 1946 kam es zu einem Beben der Stärke 7,75 im nordwestlichen Tiefland.

Im Jahr 2011 identifizierten Fachleute zwei Segmente der Sagaing-Verwerfung, die sich seit über hundert Jahren nicht mehr bewegt hatten und wahrscheinlich große Spannungen aufgebaut hatten. Das aktuelle Beben fand nun am Nordende einer dieser so genannten seismischen Lücken statt – mutmaßlich wurde ein Bereich der Störung aktiv, an dem es seit 1839 kein Erdbeben mehr gegeben hatte. Aus der Stärke des Erdbebens kann man einschätzen, dass ein rund 165 Kilometer langes Segment der Verwerfung brach.

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