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Gletscherabbruch: Wann kommt nach dem Schlamm die Flut?

Wie entlädt sich das Wasser des aufgestauten Flüsschens Lonza im Schweizer Lötschental? Das Flussbett ist blockiert, der entstandene Stausee droht überzulaufen.
Eine ländliche Landschaft in den Schweizer Alpen mit grünen Hügeln und vereinzelten Bäumen. Im Vordergrund sind mehrere Gebäude teilweise von Hochwasser überflutet. Die Dächer der Häuser ragen aus dem Wasser hervor. Im Hintergrund sind kleine Holzhütten auf einer grünen Wiese zu sehen. Ein Kran ist links im Bild sichtbar.
Mehrere Häuser in Blatten, die vom Gletscherabbruch noch verschont geblieben waren, stehen nun unter Wasser, weil sich der Fluss Lonza aufgestaut hat.

Im Katastrophengebiet des Gletscherabbruchs im Schweizer Lötschental richten sich inzwischen alle Augen auf den entstandenen Stausee hinter dem Schuttkegel, der am 28. Mai den Flusslauf der Lonza blockiert hat. Dass sich die Wassermassen einen Weg ins Tal bahnen müssen, steht fest – aber ob das geordnet oder chaotisch abläuft, ist ungewiss. Geschätzte neun Millionen Kubikmeter Fels, Eis und Geröll hatten bei dem Jahrhundertereignis am Mittwoch das Dorf Blatten weitgehend zerstört; eine Person wird seitdem vermisst. Große Teile des ursprünglichen, verschonten Dorfteils wurden inzwischen vom Stausee überflutet. Der Wasserstand stieg zeitweise stündlich um drei Meter.

Talbewohner, Katastrophenhelfer und die herbeigerufenen Armeeangehörigen mussten tatenlos zusehen, wie sich die Lage zuspitzt. Mit schwerem Gerät Furchen für einen geordneten Ablauf des Wassers in den Schuttpegel zu fräsen, ist keine Option. »Unternehmen können wir leider wenig, weil die Sicherheitslage vor Ort es nicht zulässt, dass wir mit schweren Maschinen eingreifen können«, sagte Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren des Kantons Wallis im Schweizer Fernsehen. Es gebe mehrere Gefahrenquellen: Der Schuttberg ist instabil, weil er aus Felsbrocken, losem Schutt und Gletschereis besteht, das schon teils geschmolzen sein dürfte. Weder Menschen noch Maschinen wären darauf sicher. 

Gleichzeitig drohen von beiden Seiten des Tals weitere Rutschungen: An der ursprünglichen Abbruchstelle am Kleinen Nebelhorn können immer noch mehrere hunderttausend Kubikmeter Gestein abstürzen. Zudem wurden bei dem Gletscherabbruch Geröll und Schuttmassen über den Talboden hinweg- und auf der gegenüberliegenden Hangseite hochgeschoben. Auch sie könnten als Gerölllawine wieder abrutschen. 

Die Behörden können sich zurzeit nur mit der Gefahrenbeurteilung und organisatorischen Maßnahmen befassen, sagte Studer. »Wir können sicherstellen, dass sich möglichst keine Personen in einem gefährdeten Gebiet aufhalten.« Zudem wurde ein weiter unten bei Ferden an der Lonza gelegener Stausee vorsichtshalber geleert, um als Auffangbecken zu dienen. Besonders gefährdete Bereiche flussabwärts wurden ebenfalls geräumt und mehrere Menschen sicherheitshalber evakuiert.

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