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Naturschutz: Hunde überdüngen Naturschutzgebiete zusätzlich

Naturschutzgebiete ziehen auch Hundehalter an. Doch die Hinterlassenschaften der Vierbeiner haben Folgen für die Ökosysteme.
Pinkelnder Hund

Viele Ökosysteme in den Industrieländern leiden unter Überdüngung: Stickstoffverbindungen aus der Landwirtschaft oder dem Verkehr werden über Luft und Wasser eingetragen. Arten, die auf nährstoffarme Bedingungen angewiesen sind, werden dadurch verdrängt. Eine Arbeitsgruppe um Pieter De Frenne von der Universität Gent hat nun eine zusätzliche Quelle für übermäßige Stickstoffzufuhr in Naturschutzgebieten ausgemacht: Hunde sorgen über ihre Ausscheidungsprodukte für eine weitere Eutrophierung, schreibt das Team in »Ecological Solutions and Evidence«.

Pro Hektar tragen die ausgeführten Hunde demnach elf Kilogramm Stickstoff und fünf Kilogramm an Phosphaten in Reservate rund um Gent ein, schreiben De Frenne und Co: substanzielle Mengen, die die Nährstoffproblematik in den Biotopen weiter verschärfen und die Artenzusammensetzung verändern. Zum Vergleich: Über Landwirtschaft und Verkehr werden in Europa je nach Region zwischen 5 und 25 Kilogramm Stickstoff in der Natur abgesetzt. »Wir waren überrascht, wie stark Hunde zur Überdüngung beitragen können«, sagt De Fenne.

Für seine Studie notierte das Team die Zahl der Hunde in vier Naturschutzgebieten rund um Gent während 487 Überwachungseinheiten über 18 Monate hinweg. So leiteten die Forscher ab, wie viele Hunde pro Hektar und Jahr in den Gebieten vorkommen und wie oft sie sich dort entleeren. Das setzten sie dann in Bezug zu in anderen Studien erfassten Nährstoffgehalten in Hundekot und -urin. Daraus modellierten sie wiederum verschiedene Szenarien des Düngemitteleintrags.

Liefen beispielsweise alle Hunde an der Leine, reduzierte sich der Eintrag in der Fläche und konzentrierte sich entlang der Wege: Bis zu 175 Kilogramm Stickstoff und 73 Kilogramm Phosphorverbindungen kämen hier pro Hektar zusammen. Damit würde der Eintrag jegliche Grenzwerte für die Düngung landwirtschaftlicher Nutzflächen übersteigen. Sammelten alle Halter die festen Hinterlassenschaften der Vierbeiner auf, ginge der Eintrag an Stickstoff um 56 Prozent zurück, der an Phosphorverbindungen um 97 Prozent: Sie stammen fast völlig aus dem Kot. Die Arbeitsgruppe schränkt ein, dass die Zahl der Hunde, aber nicht ihrer Ausscheidungen genau erfasst werden konnte: Deren Volumen hängt unter anderem von der Größe der Tiere ab, was je nach Rasse zu beträchtlichen Unterschieden führe.

Für die Naturschutzgebiete bedeuten diese Mengen zusätzliche Probleme. »In vielen Naturschutzgebieten ist die Bewirtschaftung speziell auf die Senkung des Nährstoffgehalts im Boden ausgerichtet, um die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren zu fördern. Dies kann durch Methoden wie Mähen und Heuabfuhr erreicht werden«, sagt De Frenne. »Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der derzeit nicht berücksichtigte Eintrag durch Hunde in Naturschutzgebieten diese Wiederherstellungsziele verzögern könnte.«

Die Wissenschaftler fordern die Gebietsbetreuer auf, insbesondere in nährstoffarmen Ökosystemen die Besucher auf die negativen Folgen des Hundedüngers hinzuweisen und diese zu bitten, den Kot zu entfernen. Außerdem sollte die Leinenpflicht strenger durchgesetzt werden. Während der negative Einfluss von Katzen auf Wildtiere seit Langem bekannt ist, wurde der von Hunden bislang weniger stark berücksichtigt. Frei laufende Hunde stören jedoch erwiesenermaßen Wildtiere, wenn sie fern ihrer Besitzer durch den Wald oder am Strand streunen.

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