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Paläanthropologie: Neandertaler mit mehr Hirn

Nach der Geburt vergrößert sich das menschliche Großhirn bis zum Erreichen des Erwachsenenalters um mehr als das Dreifache – rekordverdächtig. Marcia S. Ponce de León von der Universität Zürich und ihre Mitarbeiter fanden nun jedoch heraus, dass der moderne Mensch von einem ausgestorbenen Verwandten dabei übertrumpft wurde.

Die Forscher maßen die Volumina fossiler Schädel mehrerer Neandertaler im Neugeborenenalter und stellten fest, dass diese ähnlich groß waren wie bei heutigen Menschenbabys. Wie der Vergleich mit ebenfalls gemessenen Schädelvolumina kleiner Neandertater-Kinder ergab, verlief das Gehirnwachstum bei unserem frühen Verwandten in den ersten Lebensjahren sogar noch schneller als beim heutigen Homo sapiens sapiens. Tatsächlich hatten Neandertaler im Mittel ein größeres Gehirn als Menschen.

Der evolutionäre Ursprung des voluminösen, schnell wachsenden menschlichen Denkorgans reicht demnach mindestens bis zum Homo erectus zurück. Dieser gemeinsame Vorfahre von Mensch und Neandertaler breitete sich vor etwa 1,8 Millionen Jahren von Afrika über Europa und Asien aus. Aus der auf dem Schwarzen Kontinent verbliebenen Population entwickelte sich später der Vorläufer des heutigen Homo sapiens sapiens. Dessen kleineres, aber ebenso leistungsfähiges Gehirn könnte ihm einen evolutionären Vorteil gegenüber dem Neandertaler verschafft haben, da es weniger Energie benötigt, was sich sowohl auf die Überlebenschancen des Individuums als auch auf die Reproduktionsrate der gesamten Spezies positiv auswirkt.

Jan Hattenbach

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