Direkt zum Inhalt

Pferde-Charaktere: Nervöses Vollblut, gelassenes Kaltblut

Die Persönlichkeiten von Pferden unterscheiden sich in drei wesentlichen Merkmalen. Besonders entspannt: Ponys.
Mensch umarmt Pferd

Neugierig, nervös, bedrohlich: Zu diesen drei Eigenschaften fasst eine Studie im »Journal of Equine Veterinary Science« Verhaltensweisen von Pferden zusammen. Wie Jill Sackman von der Tierklinik in Southfield, Michigan, und Katherine Houpt von der Cornell University im Bundesstaat New York außerdem berichten, waren die drei Merkmale bei verschiedenen Pferderassen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Rund 850 Pferdehalterinnen und -halter hatten online 25 Fragen zu ihrem Huftier beantwortet, darunter wie gerne es mit Artgenossen spiele, wie es auf fremde Menschen zugehe, wie bereitwillig es sich bürsten lasse und wie es neue Gegenstände im Stall erkunde. Die Antworten ließen sich statistisch auf drei Eigenschaftsbündel reduzieren: Neugier, Nervosität und Bedrohlichkeit, schreiben Sackman und Houpt. »Diese drei Komponenten liegen der individuellen Persönlichkeit eines Pferdes zu Grunde.« Die drei Begriffe führen allerdings ein wenig in die Irre. So verbirgt sich hinter dem Label »Neugier« auch noch freundliches und verspieltes Verhalten; »Bedrohlichkeit« umfasst neben Drohgebaren unter anderem stures Verhalten, und »Nervosität« umfasst neben Ängstlichkeit und Erregbarkeit auch die Schwierigkeit, sich an Neues zu gewöhnen.

»Ponys waren unter den Pferden mit der am wenigsten nervösen Persönlichkeit«, stellten die Tiermedizinerinnen fest. In den Augen ihrer Halterinnen und Halter zeigten außerdem Araber und Vollblüter im Schnitt am meisten Neugier und Kontaktfreude, die verbreiteten American Quarter Horses und Kaltblüter hingegen am wenigsten. Am nervösesten waren demnach ebenfalls Vollblüter und Araber, außerdem so genannte Saddlebreds und Walking Horses. Zu den weniger nervösen Tieren zählten erneut Kaltblüter, American Quarter Horses, aber auch die meist gescheckten Paints und gefleckten Appaloosas. Die Autorinnen vermuten hinter Neugier und Nervosität gemeinsame Erbanlagen: Bei Vollblütern habe man schon einen Zusammenhang mit dem Dopaminrezeptor-D4-Gen gefunden. Jahrhunderte organisierter Zucht hätten die Erbanlagen des Temperaments moderner Pferderassen tief greifend beeinflusst.

Eine überzufällige Assoziation der drei Eigenschaften mit dem Einsatz in Reitdisziplinen wie Dressur, Western- oder Springreiten fanden die Forscherinnen nicht, »im Gegensatz zum verbreiteten Glauben, dass Dressurpferde nervöser sind und stärker sowie häufiger ängstlich reagieren würden«. Ebenso wenig entdeckten sie einen statistischen Zusammenhang der Persönlichkeitskomponenten mit dem Futter oder der Haltung der Tiere im Stall, auf Koppel oder Weide.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.