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China: Neue Gibbon-Art entdeckt - im kaiserlichen Grab

Im Grab der Großmutter des ersten Kaisers von China fanden Forscher einen ungewöhnlichen Affenschädel. Jetzt stellt sich heraus: Es handelt sich um eine unbekannte Gibbon-Gattung.
Schädel aus dem kaiserlichen Grab

Auf diesen Schädel konnten sich auch die Biologen keinen Reim machen: Der Affenkopf, den Ausgräber unter den Grabbeigaben einer Adligen aus dem frühen China fanden, schien zu keiner bekannten Art zu passen. Kein Wunder: Wie eine genaue Analyse nun ergab, handelt es sich um das Skelett einer bislang unbekannten – weil zwischenzeitlich ausgestorbenen – Gattung von Gibbons.

Das erklärt ein Forscherteam um Samuel Turvey von der Zoological Society of London in »Science«. Offenbar lebten die Gibbons, die den Artnamen Junzi imperialis erhielten, bis vor rund 2300 Jahren in China und starben dann zu einem unbekannten Zeitpunkt aus. Damit sind sie die einzige Primatenart, die gesichert nach dem Ende der letzten Eiszeit ausstarb. Nach Meinung der Forscher geht das Verschwinden wohl ursächlich auf den Menschen zurück. Dessen Hunger nach Holz und Ackerland habe dazu geführt, dass große Teile des Landes entwaldet und so der Lebensraum der Tiere zerstört wurde.

Heutzutage kommen Gibbons in China nur noch in einigen südlichen Gegenden vor, aber in historischen Quellen, in Literatur und in bildender Kunst ist ihre Existenz noch bis ins 18. Jahrhundert belegt. Damals reichte ihr Verbreitungsgebiet viel weiter in den Norden. Entsprechende Funde sind allerdings sehr selten. Im Lauf der Zeit verlagerte sich das Verbreitungsgebiet immer weiter nach Süden. Den zahlreichen historischen Abbildungen lässt sich entnehmen, dass die Vielfalt der chinesischen Gibbons seinerzeit groß war, möglicherweise existierten sogar noch viel mehr Arten und Gattungen, die jedoch genau wie Junzi imperialis ausstarben. Die neu entdeckte Art sei vielleicht nur die Spitze des Eisbergs, meint Turvey gegenüber »Science«.

Bekannt ist auch, dass Gibbons den Menschen in den Jahrhunderten vor der Zeitwende als besonders edle Tiere galten. Das erklärt das Auftauchen des Gibbons unter den Grabbeigaben der Frau, bei der es sich um die Großmutter des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuang handeln dürfte. Die Adlige wurde mit einer ganzen Menagerie beerdigt, darunter auch Leoparden, Bären, Luchse und Kraniche. Möglicherweise unterstrichen diese wertvollen Haustiere ihren Elitestatus. Das Grab selbst wurde schon 2004 bei Ausgrabungen entdeckt. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe von Xi'an, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi, die unter dem Namen Chang'an auch Hauptstadt des ersten Kaiserreichs war.

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