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News: Neue Herpesviren beim Schwein entdeckt

Bei verschiedenen Krankheiten macht das Versagen eines Organs eine Transplantation nötig. Weil zuwenig menschliche Spenderorgane verfügbar sind, arbeiten Wissenschaftler an dem neuen Verfahren der Xenotransplantation: Organe von Tieren sollen im Menschen weiterwirken. Dabei muß sichergestellt sein, daß keine Krankheitserreger über die Artgrenze transportiert werden. Bevorzugtes Spendertier der Forscher ist das Schwein. Nun haben Wissenschaftler jedoch neue Herpesviren im Erbmaterial des Schweins entdeckt.
Wissenschaftlern des Robert Koch-Institutes (RKI) ist es gelungen, zwei neue Herpesviren beim Schwein mittels eines für Herpesviren universalen, am RKI modifizierten genetischen Nachweisverfahrens zu entdecken. In anschließenden, für diese Viren spezifischen Analysen wurden sie mit einer Häufigkeit von rund 80 Prozent gefunden, und zwar in Milz und Blut von Schlachtschweinen. Die beiden eng verwandten Viren wurden Porcines Lymphotropes Herpesvirus 1 und 2 (PLHV-1 und PLHV-2) genannt (Journal of General Virology vom April 1999, Abstract).

Größere Bereiche der Erbinformation dieser Viren wurden bereits vervielfältigt und einer Sequenzanalyse unterzogen. Ein Vergleich dieser Sequenzen ergab eine hohe Ähnlichkeit zu Vertretern einer Unterfamilie der Herpesviren, der Gammaherpesvirinae. Bei einigen Mitgliedern dieser Unterfamilie, wie zum Beispiel den menschlichen Herpesviren Epstein-Barr-Virus und Kaposi-Sarkoma-Herpesvirus (HHV-8), wird davon ausgegangen, daß sie an der Entstehung von Tumoren beteiligt sind.

"Bisher liegen zwar keinerlei Hinweise dafür vor, daß PLHV-1 und PLHV-2 gesunde Menschen infizieren können," sagt Dr. Bernhard Ehlers, Leiter des Forschungsprojekts Xenotransplantationen am RKI, "dennoch müssen wir diese Viren näher erforschen, da Schweine gegenwärtig als mögliche Organspender für den Menschen favorisiert werden." Solche Xenotransplantationen, wie Organübertragungen vom Schwein auf den Menschen, sollen helfen, den Mangel an geeigneten menschlichen Spenderorganen zu beheben. Das Immunsystem der Empfänger solcher Schweineorgane müßte jedoch stark unterdrückt werden, damit es das tierische Transplantat nicht abstößt. Hierbei müssen unerwünschte Übertragungen von Schweine-Viren in Betracht gezogen werden, da die Immunsuppression auch die Virenabwehr unterdrückt.

"Aus mikrobiologischer Sicht kann derzeit das Risiko der Übertragung animaler Viren auf den Menschen durch Xenotransplantationen nicht akzeptiert werden," stellt Prof. Reinhard Kurth, Leiter des Robert-Koch-Instituts, fest.

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