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Prozess in Libyen: Neue Studie entlastet bulgarische Krankenschwestern

Die HIV- und Hepatitis-C-Virenstämme, an denen inzwischen über 400 libysche Kinder erkrankten, hatten das Al-Fateh-Hospital in Bengasi schon vor März 1998 erreicht. Dies bestätigt eine erneute Analyse von Gensequenzen aus Erkrankten, die in europäischen Krankenhäusern behandelt werden. Die ersten Infektionsfälle liegen damit vor der Ankunft der fünf bulgarischen Krankenschwestern und des palästinensischen Arztes, die der absichtlichen Ansteckung der Kinder bezichtigt werden und denen deshalb die Todesstrafe droht.

Tulio de Oliveira von der Universität Oxford und internationale Kollegen hatten mithilfe der gewonnenen Daten einen Stammbaum der Virenstämme erstellt. Daraus konnten sie ableiten, dass die Erreger womöglich schon Jahre zuvor erstmalig in dem betroffenen Hospital auftraten und wahrscheinlich durch Migranten aus dem südlichen Afrika eingeschleppt worden waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erstinfektion nach März 1998 – dem Arbeitsbeginn der Krankenschwestern – datiert, betrug hingegen nahezu Null.

"Unsere Ergebnisse unterstützen das Szenario einer Infektion im Krankenhaus und lassen vermuten, dass das Al-Fateh-Hospital schon lange ein Problem mit der Infektionskontrolle hatte", folgern die Autoren. "Viele der Ansteckungen, welche die Infektionen hervorriefen, müssen vor Ankunft der bulgarischen Schwestern geschehen sein." Internationale Proteste von Wissenschaftlern begleiten den Prozess in Tripolis. Nach der letzten Anhörung am 4. November wird für den 19. Dezember die Urteilsverkündung erwartet. (af)

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