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Neuentdeckungen: Frosch tarnt sich als Vogelkot

Viele Frösche sind Meister der Tarnung. Eine bislang unbekannte Art aus Neuguinea treibt das Versteckspiel aber auf die Spitze – und setzt auf ein ungewöhnliches Muster.
Baumfrosch aus Neuguinea
Die neu entdeckte Baumfroschart Litoria naispela tarnt sich zumindest im Jugendstadium als Vogelkot.

Die große Tropeninsel Neuguinea weist einige der letzten großen, noch unzerstörten Regenwaldgebiete der Erde auf und ist in großen Teilen praktisch noch unerforscht. Immer wieder gelingen daher wissenschaftliche Neuentdeckungen bislang unbekannter Arten. Gleich fünf neue Froschspezies kann ein Team um Steve Richards vom South Australian Museum in Adelaide im Journal »Zootaxa« beschreiben – und eine davon tarnt sich zumindest in ihrer Jugend als Vogelkot. Für die Forscher sind die Funde Belege für die bisher völlig unzureichende Erfassung der Amphibienfülle der Region, die als eine der vielfältigsten weltweit gilt.

Alle fünf Arten gehören zur Baumfroschgattung Litoria und stammen aus den feuchtkühlen Bergregenwäldern der zentralen Gebirgskette im Ostteil der Insel, dem Staat Papua-Neuguinea. »Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, nachts bei Regen, Hagel und Mondschein neben Baumlöchern auf das Auftauchen von Fröschen zu warten, um diese erstaunlichen Arten zu finden und zu versuchen, etwas über ihre Biologie zu lernen«, sagt Richards. Viele Froscharten sind nachtaktiv und entsprechend schwer zu finden.

Ihren Laich legen vier der Froscharten auf Blättern ab, die Kaulquappen lassen sich dann von dort in Gewässer unterhalb der Vegetation fallen. Die Art Litoria naispela weicht davon allerdings ab: Ihr Nachwuchs schlüpft in wassergefüllten Baumlöchern, in denen sich die Kaulquappen entwickeln. Wenn die fertigen Jungfrösche dieses Zuhause verlassen, sind sie auch besonders gefärbt: in einer Kombination aus Braun und Weiß, welche die Forscher stark an Vogelkot erinnert. »Wir denken, dass dies eine Form der defensiven Maskerade ist«, erklärt der an der Studie beteiligte Paul Oliver vom Queensland Museum. Zum Erwachsenenalter hin färben sich die Tiere jedoch um und sehen dann völlig anders aus.

Erwachsenes Exemplar | Ausgewachsen tarnen sich die Vertreter von Litoria naispela zwar immer noch, aber nicht mehr als Vogelkot.

»Auf Neuguinea gibt es mehr Froscharten als auf jeder anderen Insel der Welt, und die meisten kommen nirgendwo sonst vor«, sagt Richards. »Neue Entdeckungen wie diese zeigen, dass dieser Artenreichtum auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Lebensweisen einhergeht.« Neuguinea gehört zur Inselwelt Melanesiens, wo auf nur 0,7 Prozent der Landfläche der Erde mindestens sieben Prozent aller Froscharten existieren. Fast alle davon kommen nur hier vor.

Eine andere Studie aus dem Jahr 2023 zeigte, dass auch die Vielfalt giftiger Vögel in der Region größer ist als bislang bekannt. Eine Expedition wies zwei weitere Arten mit toxischem Gefieder nach, was die Zahl an Vogelspezies mit dieser Eigenschaft verdoppelte – nirgendwo sonst konnte dies bisher beschrieben werden.

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