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News: Neuer Alkohol im All

Langkettige organische Moleküle gibt es im All en masse, nur wie sie entstehen, ist weitgehend ungewiss. Zwar gibt es eine Reihe von Theorien, doch erklären die nicht die hohen Konzentrationen solcher Substanzen. Jetzt stießen Forscher auf einen neuen Alkohol und liefern auch gleich eine neue Theorie zu der Entstehung solcher Moleküle.
Nirgendwo gibt es soviel Alkohol wie im Universum. Allein in der Sagittarius-B2-Wolke, nahe dem Zentrum der Milchstraße, finden sich berauschende 1028 Liter Ethanol und Methanol. Insgesamt haben Forscher im interstellaren Raum unserer Galaxie 125 verschiedene organische Moleküle ausfindig gemacht, von denen die großen durch die Kollision kleiner entstehen können.

Jetzt ist eine weitere Substanz hinzugekommen: Vinylalkohol, eine von drei stabilen Ethenoxiden (C2H4O) im All. Barry Turner und seine Kollegen vom National Radio Astronomy Observatory waren mit ihrem 12-Meter-Teleskop auf den Stoff gestoßen und berühren damit ein seit den 70er Jahren diskutiertes Problem. Denn die Kollision kleiner organischer Substanzen würde niemals zu messbaren Konzentrationen komplexer Moleküle, wie des Vinylalkohols, führen. Sie müssen anders entstehen.

Und so kam man auf den Gedanken, dass sich die kurzkettigen Verbindungen womöglich an Staubkörnchen binden, deren Oberfläche wie ein Katalysator wirkt und die Bildung komplexer Moleküle erst möglich macht. Doch wie sollten sich diese Moleküle angesichts der niedrigen Temperaturen wieder von dem Staubkorn lösen? Messbar wären sie nur, wenn sie frei im All vorlägen.

Selbst wenn es einen Mechanismus gäbe, Stoffe wie den Vinylalkohol von diesen Oberflächen zu lösen, dann würden sie infolgedessen wieder in kleinere Moleküle zerfallen. Turner und seine Mitarbeiter vermuten nun, dass die langkettigen organischen Substanzen gar nicht tief in die Oberflächen der Staubkörner eindringen, sondern zusammen mit Wasser eisige Hüllen bilden. Würden diese Hüllen geschmolzen, könnten der Vinylalkohol und andere Moleküle vergleichsweise schonend ins All überführt werden.

Und auch eine Energiequelle haben die Forscher schon ausgemacht. Denn die Sagittarius-B2-Wolke liegt unweit einer Region, in der aus Gas- und Staubansammlungen permanent neue Sterne entstehen – und deren Energie würde die im Eis gefangenen organischen Verbindungen auftauen und ins All entweichen lassen, wo sie von den empfindlichen Radioantennen erkannt werden.

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