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Naturkatastrophen: Neuer Streit um Schlammvulkan Lusi

Schlammvulkan Lusi hinterlässt eine Wüste

Seit Mai 2006 spuckt auf der indonesischen Insel Java "Lusi" heißen Schlamm, der mittlerweile rund 1000 Hektar Fläche bedeckt: Tausende Menschen mussten ihre Häuser und ihr Land aufgeben, weil diese unter den Schlammmassen liegen. Lange stand eine Ölfirma unter Verdacht, die Katastrophe bewirkt zu haben, weil sie bei einer Probebohrung den Schacht nicht richtig abgesichert hatte. Geowissenschaftler der ETH Zürich und der Universität Bonn um Stephen Miller legen nun aber neue Belege dafür vor, dass doch ein Erdbeben den Ausbruch von Lusi bewirkt haben könnte.

Schlammwüste | Der Schlammvulkan Lusi hat auf Java eine Wüste hinterlassen: Dämme schützen die Anwohner am Rand der Mondlandschaft nur unzureichend. Dazu kommt, dass Schwermetalle aus dem Schlamm das Grund- und Oberflächenwasser verseuchen.

Wenige Stunden bevor der Schlammvulkan sich öffnete, hatte 250 Kilometer entfernt ein schweres Beben die Region Yogyakarta auf Java zerstört – die Erschütterungen galten lange als alternative Erklärung für Lusis Geburt. Viele Geologen wiesen dies jedoch mit dem Argument zurück, dass die Entfernung zwischen Epizentrum und Schlammvulkan zu groß sei: Die Erdbebenwellen wären dann zu schwach gewesen, um ihn zu aktivieren. Miller und Co weisen diesen Schluss nun nach Auswertung ihrer Computermodelle zurück. Der ursprünglich feste Schlamm lag zwischen zwei dichten Gesteinslagen fest gepackt, stand aber stark unter Druck. Darüber bildete festes Vulkangestein eine Kuppel. "Unsere Simulationen zeigen, dass die Energie des Erdbebens den Schlamm verflüssigte, der dann unter Druck die darüberliegenden Schichten durchbrach", so Miller. Vor allem die vulkanische Kuppel beeinflusste die Entwicklung entscheidend: Sie warf die seismischen Wellen immer wieder zurück und sorgte dafür, dass sie sich überlagerten und verstärkten.

Dadurch konnten die Erdbebenwellen eine kritische Energieschwelle überschreiten und den Schlamm verflüssigen. "Das Bohrloch allein hätte nicht zum Ausbruch des Schlammvulkans geführt", sagt Miller. Erst das Erdbeben habe die notwendige Verflüssigung des Schlamms als Voraussetzung für die Eruption geschaffen. Vorherige Studien hätten diesen Aspekt nur ungenügend berücksichtigt, weil sie vor allem die oberflächennahen Erschütterungen bewerteten: Diese waren tatsächlich schwach, weil sie von der Kuppel abgeschirmt wurden. Zudem hängt Lusi über eine Verwerfungslinie mit nahen Vulkanen zusammen, die die Schlammquelle aufheizen und mit Gasen versorgen. Das berechnete Reservoir von Lusi dürfte wohl dafür sorgen, dass der Vulkan noch mehrere Jahrzehnte sprudeln wird. Momentan wird die Auswurfmasse mit Hilfe eines Kanalsystems in einen Fluss abgeleitet und damit ins Meer entsorgt.

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