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News: Neues von der Radiotherapie

Mit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Radiotherapie befaßt sich der 6. Kongreß über Fortschritte in der modernen Radiotherapie , der vom 13. bis 17. Mai 1998 in der Salzburger Residenz stattfindet. Internationale Wissenschaftler diskutieren die Steigerung der Tumorkontroll- und Überlebensraten durch die Verwendung von neuen Strahlenarten oder die Kombination von Chemo- und Strahlentherapie, die teilweise operative Behandlungen ersetzen kann.
Etwa 50 Prozent aller Krebspatienten können heute geheilt werden, berichtete der Vorstand des Institutes für Radiotherapie und Radio-Onkologie an den Landeskrankenanstalten Salzburg, Dieter Kogelnik. Über 90 Prozent aller Krebsheilungen seien ausschließlich auf die Lokaltherapie – Operation und Strahlentherapie – zurückzuführen. Das Nicht-Beherrschen der Krebsgeschwulst am Ort ihrer Entstehung ist eine häufige Todesursache. Deshalb stehen Fortschritte in der lokalen Tumorbehandlung ebenso im Mittelpunkt des Kongresses wie Ansatzpunkte zur Bekämpfung der unbeherrschbaren Fernmetastasen, sagte der Mediziner.

Erfolge verzeichnen die Mediziner im Bereich der intraoperativen Bestrahlung. Bei manchen Erkrankungen wird im Rahmen des chirurgischen Eingriffs bestrahlt. Als Beispiel nannte Univ.-Prof. Hermann Frommhold von der Abteilung für Strahlentherapie des Klinikums der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine Magenkrebsoperation. Durch eine lokale Bestrahlung kann die lokale Wiederkehr des Tumors von rund 27 Prozent (ohne intraoperative Bestrahlung) auf fünf Prozent abgesenkt werden, berichtet Frommhold.

Noch besser sind die Erfolge bei der intraoperativen Bestrahlung bei Mundbodenkarzinomen: Die Überlebensrate konnte von 78 Prozent auf 98 Prozent erhöht werden. Beim Prostatakarzinom sei es sogar gelungen, die Operation durch Bestrahlung zu ersetzen, sagte der Mediziner. Die Bestrahlung trete in diesem Fall zur Operation in Konkurrenz. Auf ähnliche Erfolge verwies Univ.-Prof. Michael Molls von der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in München. Beim sehr seltenen Analkarzinom wäre früher der Tumor am Darmausgang operativ entfernt und durch einen künstlichen Darmausgang ersetzt worden. Durch eine Kombination von Chemo- und Strahlentherapie könne man auf eine Operation verzichten und die Funktion des Darmausgangs erhalten.

Der Vorstand der Innsbrucker Universitätsklinik für Strahlentherapie- und Radioonkologie , Univ.-Prof. Peter Lukas, ist überzeugt, daß die Kombination von Strahlen- und Chemotherapie auf dem Vormarsch ist. Zunehmend werde dazu übergegangen, vor einer Operation einen Tumor zu bestrahlen, um ihn zu verkleinern. Tumortherapie werde immer mehr interdisziplinär angegangen, sagte Lukas. Eine Optimierung der Behandlung sei das Ziel.

Ähnliche Bestrebungen werden auch bei der "individuellen Tumorbiologie" verfolgt: Voraussagende Tests sollen eine individuell auf den Patienten abgestimmte Behandlung ermöglichen. So kann ein und derselbe Tumor im selben Stadium bei einem Patienten sehr schnell wachsen, bei einem anderen sehr langsam. Wenn man solche Parameter im voraus weiß, kann die Bestrahlung sehr individuell abgestimmt werden, sagte Molls. Doch diese voraussagenden Tests befinden sich noch in einer Frühphase, sie müßten weiter entwickelt werden.

Neue Strahlenarten – wie schwere Ionen – ermöglichen eine gezieltere und millimetergenaue Bestrahlung des Tumors, berichtete Univ.-Prof. Gerhard Kraft von der Abteilung für Biophysik der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt. Diese neuen Strahlenarten sind besonders für Augentumore oder Karzinome im Hirnstammbereich geeignet. Sie ermöglichen unter anderem, den Gesamtzeitraum der Bestrahlungen zu verkürzen und die Zahl der Sitzungen zu senken.

Aber nicht nur bei der Tumorbehandlung vermelden die Strahlentherapeuten Erfolge: Bei der Behandlung verschlußgefährdeter Gefäße des Herzens werden die Gefäße seit langem unter hohem Druck aufgedehnt. Dadurch entstehen Wunden an den Gefäßinnenwänden, deren Narben einen Wiederverschluß der Gefäße – eine sogenannte Restenose – fördern. Neueste Forschungen zeigen, daß durch eine kurzfristige Bestrahlung der Narben mittels durch einen Katheter eingebrachter kleiner radioaktiver Pellets die Wiederverschlußrate stark gesenkt werden kann.

Prof. Philip Rubin vom University of Rochester Cancer Center (New York) berichtete von einer Studie, bei der nur 17 Prozent der Patienten nach einer Bestrahlung einen Wiederverschluß erlitten. Eine Wiener Studie ergab eine Senkung von 51 Prozent auf 25 Prozent, sagte Stefan Wachter von der Wiener Universitätsklinik für Strahlentherapie und Strahlenbiologie.

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