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Neurologie: Neuorganisation des Sehsystems nach Schlaganfall

Erhalten Bereiche des Sehzentrums wegen eines Nervenschadens keine Informationen mehr, so übernehmen sie Aufgaben der angrenzenden Hirnregionen. Zu dem Ergebnis kommen Daniel Dilks und seine Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology.

Die Forscher beobachteten einen Patienten, der nach einem Schlaganfall teilweise erblindet war. Zunächst fehlte ihm dadurch sein oberes linkes Blickfeld. Nach einem halben Jahr erschienen für ihn dort verzerrte Abbildungen von Gegenständen aus seinem unteren linken Blickfeld. So sah der Patient zum Beispiel ein Quadrat als ein senkrecht verlängertes Rechteck.

Grund der Erblindung war eine Schädigung von Nervenfasern, die visuelle Informationen von den Augen zum verarbeitenden Kortex leiten. Die Wissenschaftler vermuteten, dass sich die Nervenzellen des Kortex nach dem Hirnschlag neu organisiert haben. So erklärten sich Dilks und seine Kollegen die verzerrte Wahrnehmung des Patienten.

Langzeitbeobachtungen, unter anderem mittels funktioneller Kernspintomografie, zeigten tatsächlich, dass die nach dem Schlaganfall nicht mehr mit visuellen Informationen versorgte Kortexregion mit der Zeit wieder auf Signale von den Augen antwortete. Das Areal reagierte jedoch auf Reize, die normalerweise von angrenzenden Hirnregionen verarbeitet werden.

Die Neuorganisation verschiedener Hirnregionen wurde zwar schon in Tieren und Menschen beobachtet, doch war bislang nur sehr wenig über solche Prozesse im menschlichen Sehsystem bekannt. (as)

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