Direkt zum Inhalt

Sonnenphysik: Neutrinos weisen extrem seltene Fusionsreaktion nach

Vermutet wurde es schon lange, jetzt liefern Neutrinos den finalen Beleg: Auch ein stellares Leichtgewicht wie die Sonne erzeugt Helium auf zwei ganz unterschiedliche Weisen.
Die Sonne in Falschfarben

Ein verhältnismäßig kleiner Stern wie die Sonne erzeugt Heliumkerne zumeist recht geradlinig aus vier Wasserstoffkernen. Das liefert dem Stern mehr als 98 Prozent seiner Energie. Dass in seltenen Fällen jedoch auch eine andere, deutlich komplexere Reaktion abläuft, scheint nun erstmals direkt bewiesen worden zu sein: Neutrinos, die das Borexino-Experiment im italienischen Gran-Sasso-Massiv aufgefangen hat, belegen, dass in der Sonne ebenfalls der so genannte Bethe-Weizsäcker-Zyklus abläuft.

Wie das Wissenschaftsmagazin »Nature News« berichtet, teilten dies Wissenschaftler des Experiments ihren Kolleginnen und Kollegen auf der virtuellen Konferenz »Neutrino 2020« mit. Die Ergebnisse sind bislang noch nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht und unabhängig geprüft.

Der Bethe-Weizsäcker-Zyklus tritt bei größeren Sternen ab dem Anderthalbfachen der Sonnenmasse an die Stelle der einfachen Proton-Proton-Reaktion. Er erzeugt ebenfalls Helium, allerdings in einem zyklischen Prozess, bei dem Kohlenstoff als Katalysator wirkt. Der Kohlenstoff wird durch Fusion mit Wasserstoffkernen (Protonen) mehrfach zu Stickstoff, Sauerstoff und wieder zurück verwandelt. Dabei werden unter anderem Neutrinos frei.

Das Borexino-Sonnenneutrino-Experiment befindet sich tief im Felsgestein. Der Detektor besteht aus einem Ballon mit 287 Tonnen flüssigem Kohlenwasserstoff in einem Wassertank, der von Lichtsensoren gesäumt ist. In sehr seltenen Fällen kollidiert eines der Neutrinos aus der Sonne mit einem Atomkern in der Flüssigkeit, was sich durch einen Lichtblitz verrät. Dabei lässt sich die Energie des Neutrinos ermitteln, was wiederum Rückschlüsse auf dessen Entstehungsort zulässt. So war es den Borexino-Forschern bereits in der Vergangenheit gelungen, die häufigere der beiden Fusionsreaktionen nachzuweisen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.