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Paläopathologie: Neuzeitliches Leiden steckte schon in alten Knochen

Neuzeitliches Krankheitsleiden steckte schon in alten Knochen

Dass die bakterielle Infektion Brucellose nicht erst seit wenigen Jahrhunderten in Albanien grassiert, haben die Bewohner der Balkanrepublik vielleicht schon geahnt. Nun fanden amerikanische Archäologen und Knochenspezialisten heraus, dass die Menschen in dieser Region bereits vor mehr als 1000 Jahren daran erkrankten.

Die Wirbel ... | ... eines 17- bis 21-jährigen Mannes aus dem mittelalterlichen Butrint – die Knochen weisen bis zu einem Zentimeter große Aushöhlungen auf. Solche Löcher treten im Verlauf verschiedener Krankheiten wie Tuberkulose oder auch Brucellose auf.

Viele Krankheiten hinterlassen ihre Spuren in den Knochen eines Menschen. Daher entwickelten Forensiker der Michigan State University in East Lansing unter der Leitung von David Foran eine spezielle DNA-Analyse, mit der sie Skelettreste aus frühmittelalterlichen Gräbern der Ruinenstadt Butrint im Süden Albaniens untersuchten. Die Forscher bestimmten zunächst Alter sowie Geschlecht der Verstorbenen und suchten nach Krankheitsleiden an Zähnen und Knochen. An zwei Skeletten von erwachsenen Männern, die zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert gelebt hatten, entdeckten Foran und sein Team signifikante Knochenschäden der Wirbelsäule. Derartige Auffälligkeiten treten für gewöhnlich bei Tuberkulose auf, doch eine DNA-Analyse der Gebeine fiel negativ aus. Vielmehr entpuppte sich die Infektion als Brucellose.

Zwar vermuten Forscher schon länger, dass diese Krankheit nicht erst in der Neuzeit entstand, doch nun lieferten die jüngsten DNA-Analysen den Beweis dafür. Wie der Anthropologe und Ausgräber von Butrint, Todd Fenton von der Michigan State University, erklärt, gab es in der Stadt im Mittelalter auch eine hohe Kindersterblichkeitsrate. Der Grund: "Die Untersuchungen an den Knochen haben uns auch gezeigt, dass viele Kinder einen Vitamin-C-Mangel aufwiesen", so Fenton.

Brucellose tritt sowohl bei Tieren als auch bei Menschen auf und wird bei Genuss von infiziertem Fleisch oder nicht pasteurisierten Milchprodukten übertragen. Die Krankheit ist heutzutage vor allem in den Mittelmeergebieten verbreitet, in Deutschland werden pro Jahr lediglich an die 25 Erkrankungsfälle gemeldet. Im Normalfall verläuft sie jedoch nicht tödlich.

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