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News: Nicht Riechbares riechen

Vielleicht haben die dubiosen Anbieter Pheromon-angereicherter Essenzen ja doch recht, und der Mensch ist tatsächlich fähig, die geruchlosen Botenstoffe wahrzunehmen. In den Zwischenhirnen von Mann und Frau gibt es jedenfalls eine Region, die bei Testosteron- und Östrogen-ähnlichen Substanzen höchst unterschiedlich reagiert.
Ob wir einander gut riechen können, ist womöglich nicht allein Frage guter oder schlechter Düfte, sondern könnte von den Pheromonen entschieden werden - chemischen Substanzen, die der Kommunikation innerhalb einer Art dienen. Sie halten Wolfsrudel oder Vogelschwärme zusammen und locken Borkenkäfer in die Sexfalle. Während viele Wirbeltiere die Pheromone mit dem so genannte vomeronasalen Organ wahrnehmen können, rätseln Wissenschaftler seit langem, ob auch Menschen für solche Nachrichten empfänglich sind.

Immerhin gibt es auch bei uns im vorderen Teil der Nasenscheidewand Sinneszellen zur Wahrnehmung von Botenstoffen, die sich jedenfalls nicht durch ihren Geruch verraten. Und Peter Mombaerts von der New Yorker Rockefeller University und seine Kollegen wiesen schon vor einer Weile im Nasenschleim entsprechende Pheromon-Rezeptoren nach. Doch selbst wenn es sich dabei um das vomeronasale Organ handelt, ist eine Verbindung zwischen ihm und dem Hypothalamus - eines kleinen Bereichs im Zwischenhirn, der die Hormonausschüttung steuert - bislang nicht nachgewiesen.

Hinweise gibt es jedoch genug. So ist lange gewiss, dass die Regelblutung bei Frauen, die sich über längere Zeit ein Zimmer teilen, irgendwann gleichzeitig einsetzt. Als Forscher diesem Phänomen nachgingen und weit auseinander wohnende Frauen den Spuren von Achselschweiß der anderen aussetzten, schien die Wahrnehmung von Pheromonen bewiesen: die Frauen hatten bald am gleichen Tage "ihre Tage".

Ein weiteres Indiz für die Wahrnehmung geruchloser Pheromone stellen nun Ivanka Savic und ihre Kollegen vom Stockholmer Huddinge University Hospital vor. Die Männer und Frauen, die an der Studie teilnahmen, wurden Stoffen ausgesetzt, die den Sexualhormonen Testosteron und Östrogen ähneln. Dabei schauten die Forscher mit ihrem Positronen-Emissions-Tomographen (PET), was im Hypothalamus der Testpersonen vor sich ging.

Das Ergebnis ist rasch erzählt: Die Östrogen-ähnliche Substanz bewirkte einen höheren Blutfluss im Hypothalamus von Männern, während bei Frauen keinerlei Reaktion festzustellen war. Umgekehrt reagierten nur die Frauen auf den Stoff, der dem männlichen Sexualhormon Testosteron glich. Ob das Feuern der Neuronen im Hypothalamus allerdings Folgen auf das zwischenmenschliche Verhalten von Mann und Frau hat, das gilt es erst noch herauszufinden. An der menschlichen Sensibilität für Pheromone lässt sich allerdings kaum noch zweifeln.

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