Direkt zum Inhalt

News: Nieren von Hirn- und Herztoten

Spender-Nieren von Personen, die nicht nur hirntot waren, sondern bei denen auch das Herz zu schlagen aufgehört hatte, bieten bei einer Verpflanzung fast dieselbe Erfolgschance wie Organe von Patienten, deren Herz bei der Organentnahme noch funktionierte. Das geht aus einer Studie von 64 US-Transplantationszentren hervor, die in der neuesten Ausgabe des New England Journal of Medicine (Ausgabe vom 22. Januar 1998) veröffentlicht wurde.
Der Hintergrund: Weltweit gibt es eine dramatische Knappheit an Spenderorganen. Dr. Yong W. Cho von der chirurgischen Abteilung der Klinik der University of California, Los Angeles, über die amerikanische Situation: „Ende 1996 gab es 34.000 Patienten, die zur Dialyse mußten und auf Spenderorgane warteten. Nur 8.600 Spendernieren wurden in jenem Jahr transplantiert.“

Hier könnten Nieren von Hirn- und Herztoten – Hirntod ist natürlich die Voraussetzung für jegliche Organentnahme – einen möglichen Ausweg bieten. Vor allem, weil Nieren relativ unempfindlich sind. Laut den US-Fachleuten könnte die Organentnahme von Personen ohne Hirnfunktion, bei denen auch das Herz zu schlagen aufgehört hat, den Pool an Spenderorganen in den USA verdoppeln oder gar um den Faktor 4,5 vergrößern.

Um die Machbarkeit einer solchen Strategie zu beweisen, untersuchten die Wissenschafter die Ergebnisse nach 8.718 Organtransplantationen (Niere) von Hirntoten mit schlagendem Herz. Dem wurden die Resultate nach der Übertragung von 229 Nieren von Hirn-und Herztoten ohne Puls gegenübergestellt.

Das Hauptergebnis: Nach einem Jahr funktionierten noch 83 Prozent der Spenderorgane von Toten ohne Herzschlag zum Zeitpunkt der Entnahme. In der Vergleichsgruppe lag die Organ-Überlebensrate bei 86 Prozent. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Die Erfolgsrate nach der Übertragung von Nieren von Personen ohne Hirnfunktion und ohne Herzschlag war nach unfallbedingten Todesfällen mit 89 Prozent funktionierender Organe nach einem Jahr besonders gut. Nach Tod infolge einer anderen Erkrankung lag dieser Prozentsatz bei 78 Prozent.

Fazit der US-Fachleute: Nieren von Spendern ohne Puls könnten den Mangel an Organen beseitigen helfen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.