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Vogelkunde: Nistplatzsuche mit den Ohren

Bislang galt unter Biologen als selbstverständlich, dass Vögel ihre Nistplätze danach aussuchen, welche Orte am meisten Schutz bieten. Doch nicht alle scheinen diese Mühe auf sich zu nehmen. Der Blaurückenwaldsänger (Dendroica caerulescens) jedenfalls macht sich, wie US-Ornithologen nun in einem Freilandversuch feststellten, die Sache einfach: Er hört sich um, wo lautes Tirilieren von Artgenossen verrät, dass hier die Brut erfolgreich war. Diese Stelle merkt er sich für die nächste Saison.

Wenn ihre Nestlinge flügge werden, zwitschern bei den Blaurückenwaldsängern die stolzen Väter bis zu fünfmal so eifrig wie Männchen ohne Junge – wahrscheinlich, um dem Nachwuchs den artspezifischen Gesang beizubringen. Verhaltensforscher um Matthew Betts von der Oregon State University in Corvallis schnitten dieses väterliche Pfeifkonzert mit und spielten es anderswo ab. Dabei wählten sie allerdings völlig ungeeignete Nistplätze. Trotzdem fanden sich dort im nächsten Frühjahr zahlreiche Brutpaare ein.

Wie die Auswertung des Versuchs zeigte, stuften die Vögel den Wert des erlauschten Gezwitschers viermal so hoch ein wie das Ergebnis der visuellen Inspektion. Das mag töricht erscheinen, ist unter normalen Umständen aber vorteilhaft: Die Vögel finden so schneller gute Nistplätze und können flexibler auf ökologische Veränderungen reagieren. Bislang ist D. caerulescens die einzige Art, bei der dieses Verhalten beobachtet wurde. Nach Ansicht der Forscher dürften jedoch auch andere Singvögel den Trick nutzen.

Lars Fischer

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