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Prionen: Nobelpreisträger (er)findet neue Prionenkrankheit

Der Medizin-Nobelpreisträger Stanley Prusiner sieht in der seltenen Krankheit MSA einen Artgenossen von Rinderwahnsinn und Co. Andere Fachleute widersprechen.
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Nach Ansicht des Medizin-Nobelpreisträgers Stanley Prusiner und seinem Team entsteht die seltene und tödliche Gehirnkrankheit namens MSA (multiple systems atrophy) ebenfalls durch ein Prion – wie die Creutzfeldt-Jacobs-Krankheit oder der von BSE-infizierten Rindern übertragene "Rinderwahnsinn". Bei Prionen handelt es sich um einen falsch gefalteten Eiweißstoff, der richtig gefaltete Proteine gleichen Typs in Kopien seiner selbst umwandelt. Dadurch entsteht eine Kettenreaktion, in der die Proteinablagerungen schließlich das Gehirn zerstören. Der Übeltäter ist laut der Veröffentlichung von Prusiners Arbeitsgruppe das α-Synuclein, das auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen eine Rolle spielt. Es wäre seit einem halben Jahrhundert das erste neu entdeckte Prion.

MSA ist eine langsam voranschreitende neurodegenerative Erkrankung und ähnelt Parkinson. Die Ursache war bisher unklar und eine Heilung gab es nicht. Prusiners Veröffentlichung könnte neue Perspektiven für die Erforschung dieser Krankheit aufzeigen – vor allem aber ein mögliches Risiko: Prionen sind ansteckend. Es ist zwar heutzutage unüblich geworden, die Gehirne Verstorbener zu essen, medizinisches Personal in Klinik und Forschung könnte sich jedoch eventuell auf anderem Weg mit solchen Erregern infizieren. Deswegen ist wohl Vorsicht geboten, obwohl viele Fachleute Prusiners Angaben skeptisch sehen. Je nachdem wie man den Begriff definiert, ist α-Synuclein gar kein echtes Prion, da es sich nicht auf andere Mäuse übertragen lässt. Außerdem löst es die Krankheit nur bei genetisch veränderten Mäusen aus, deren α-Synuclein beschädigt ist. Möglicherweise also hat Prusiner die neue Prionenkrankheit weniger entdeckt als vielmehr im Labor erschaffen.

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