Direkt zum Inhalt

Wetter: »Brutale« Kälte steht vor der Tür

Der Winter hier zu Lande kann sich nicht so recht entscheiden. Ganz anders in Nordamerika. Dort erwarten Meteorologen einen rekordverdächtigen Kaltluftvorstoß.
Eingefrorener Leuchtturm in St. Joseph, Michigan

Die von manchen Medien kolportierte »Russenpeitsche« ist in Mitteleuropa ausgeblieben: Richtig kalt wurde es hier zu Lande eigentlich nur nachts über Schnee. Und schon zum Wochenende verdrängt ein kräftiges Tief die Kaltluft nach Osten und sorgt für einen Temperaturanstieg, bevor es nächste Woche feuchtkalt weitergeht. Der Winter in Deutschland zeigt sein gewohnt unbeständiges Gesicht. In Nordamerika sieht es dagegen anders aus: Dort erwarten Meteorologen nächste Woche zwei weitere Kaltlufteinbrüche aus Norden, von denen es vor allem der zweite in sich haben könnte. Noch sind die Prognosen zwar mit Unsicherheiten behaftet, aber der zweite Schwall Kaltluft könnte dafür sorgen, dass die Temperaturen in Teilen des Mittleren Westens auf minus 36 Grad Celsius fallen. Selbst in Chicago – und damit im Einflussbereich der Großen Seen – werden noch minus 28 Grad Celsius erwartet. Teilweise könnten neue Kälterekorde erreicht werden, so die Wetterseite »Wunderground«.

Verursacht wird der »eisige Hauch« durch eine südwärtige Verlagerung des Jetstreams über Nordamerika, so dass der Polarwirbel sich weit nach Süden ausstülpen kann. Die eisige Luft stammt allerdings nicht direkt aus der Arktis, wie der Meteorologe Ryan Maue erklärt: Zwar ströme zuerst kalte Luft aus der Arktis nach Kanada, doch kühle sie dort über der riesigen Landmasse erst richtig aus, bevor sie weiter nach Süden vorstößt. Viele Meteorologen hatten diese Entwicklung erwartet, nachdem sich der Polarwirbel Anfang Januar geteilt hatte.

In den Wintermonaten sorgt die starke Abkühlung über dem Nordpol dafür, dass sich der Polarwirbel ausbildet: ein kräftiges Höhentief, das durch starke Winde zu niedrigeren Breiten abgegrenzt ist. Immer wieder kommt es aber auch zu einer so genannten Plötzlichen Stratosphärenerwärmung (sudden stratospheric warming), die vom Berliner Meteorologen Richard Scherhag 1952 beschrieben wurde. Dabei schießen die Temperaturen in der Stratosphäre innerhalb kurzer Zeit (ein bis zwei Tage) um 50 Grad Celsius nach oben, so dass hier statt minus 70 nur noch minus 20 Grad Celsius herrschen. In der Stratosphäre des Polarwirbels ist es damit wärmer als südlich davon, was zu weit reichenden Veränderungen führt. Es kommt beispielsweise zu einer Umkehrung der Windrichtung von West auf Ost und zu einem Zusammenbruch des Polarwirbels – so wie zum Jahreswechsel 2018 auf 2019: Kaltlufteinbrüche in südlichere Teile Nordamerikas oder nach Mitteleuropa werden wahrscheinlicher. Dies erfolgt allerdings mit einer zeitlichen Versetzung, so wie es jetzt im Mittleren Westen beobachtet werden kann.

Mitteleuropa blieb ein ähnlicher Kaltlufteinbruch erspart: Die kältesten Luftmassen der letzten Wochen gelangten nach Skandinavien, während Mitteleuropa nur am Rande betroffen war. Und auch in den USA sollen die härtesten Bedingungen schon zwei bis drei Tage später vorerst ausgestanden sein, und es soll wieder »normales« Winterwetter herrschen.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.