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Nordsee-Fangquoten: Vorerst nur noch 225 Tonnen Schellfisch erlaubt

Um etliche Fischbestände in der Nordsee steht es extrem schlecht. Daher dürfen Fischer 2021 deutlich weniger Hering, Scholle und Kabeljau fangen. Wegen des Brexit sind die Quoten allerdings nur vorläufig.
Fischer in der Nordsee dürfen künftig deutlich weniger fangen, damit die Bestände sicher sind.

Die EU-Staaten haben sich auf Fischfangquoten für die Nordsee und den Nordatlantik für 2020 geeinigt. Wegen der anhaltenden Brexit-Unsicherheit handelt es sich allerdings nur um vorläufige Quoten für die ersten drei Monate bis März, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium am Donnerstagmorgen nach zweitägiger Verhandlung in Brüssel mitteilte. »Unsere Einigung auf vorläufige Quoten ist die Garantie für unsere europäischen Fischer, dass sie ab dem 1. Januar weiter fischen können«, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nach den Beratungen in Brüssel.

Von den wichtigen Nordsee-Beständen dürfen deutsche Fischer bis März ein Viertel der Gesamtmenge von 2020 fangen, wie aus der Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums hervorgeht. Beim Hering sind das 9851 Tonnen, bei der Scholle 1294 Tonnen und beim Seelachs 2079 Tonnen. Für den Kabeljau ergibt sich demnach ein Wert von 396 Tonnen, für den Schellfisch 225 Tonnen.

Ausnahmen gibt es für die Makrele und den Blauen Wittling im Nordatlantik. Weil diese Bestände gerade zu Beginn des Jahres befischt werden, liegt die Quote hier bei 65 Prozent. Das ergibt für die Makrele 14 050 Tonnen, für den Blauen Wittling 12 592.

»Fisch als Allgemeingut darf nicht zur Verhandlungsmasse werden. Wir brauchen einen guten Kompromiss mit dem Ziel gesunder Fischbestände, statt sich mit Blick auf kurzfristige Gewinnmaximierung um den letzten Fisch zu streiten«, sagt Stella Nemecky, Fischereiexpertin bei der Naturschutzorganisation WWF Deutschland in einer Pressemitteilung. Das erklärte Ziel der Verhandlungen sei gewesen, eine Balance zwischen Umweltschutz und sozioökonomischen Fragen zu finden. »Ob das für die Bestände in der Nordsee und dem Nord-Ost-Atlantik gelungen ist, wird sich erst zeigen, wenn die Einschätzung der Kommission im Januar vorliegt und das finale Abkommen ausverhandelt ist.«

Gespräche mit Norwegen über Fangquoten stehen aus

Die Verhandlungen um die Fangquoten sind traditionell umkämpft. In diesem Jahr kam hinzu, dass die Brexit-Gespräche zwischen der EU und Großbritannien noch nicht abgeschlossen sind. Es ist unklar, inwieweit Fischer aus EU-Staaten wie Deutschland und Frankreich ab Januar überhaupt Zugang zu britischen Hoheitsgewässern haben werden. Deshalb sind die Ergebnisse nur vorläufig. Auch EU-Gespräche mit Norwegen über gemeinsam befischte Bestände stehen noch aus.

Das Treffen hatte am Dienstagmorgen begonnen. Die Nacht zum Donnerstag verhandelten die Politikerinnen und Politiker durch. Neben der Nordsee und dem Atlantik ging es auch um das Mittelmeer und das Schwarze Meer – beide sind nicht vom Brexit betroffen. Klöckner betonte, dass den Ministern eine nachhaltige Bewirtschaftung der Meere wichtig gewesen sei. »Wir wollen Fischbestände, die sich gut regenerieren. Gleichzeitig haben wir im Blick, dass die Fischerei für einige Regionen eine massive wirtschaftliche und identitätsstiftende Bedeutung hat.«

Die EU-Staaten legen jedes Jahr die zulässigen Gesamtfangmengen für bestimmte Gewässer fest. Für die Ostsee stehen die Quoten für 2021 seit Ende Oktober fest. Auf dieser Basis entfallen auf die einzelnen Länder durch festgeschriebene Verteilungsschlüssel die jeweiligen nationalen Fangmengen. Grundlage der Verhandlungen ist eine Vorlage der EU-Kommission, die in erster Linie auf Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) beruht. Etliche Fischbestände befinden sich in eher schlechtem Zustand. Deshalb geht es vor allem darum, die Interessen der Fischereiindustrie mit Umweltbelangen in Einklang zu bringen. (asw)

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