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Atomkrieg: Nuklearer Winter würde auch Ozeanen schaden

Ein kleinerer oder größerer Krieg mit Kernwaffen treibt mittelfristig die Versauerung der Ozeane an. Selbst die Abkühlung würde Korallen nicht helfen.
Atombombentest

Ein nuklearer Krieg wäre eine Katastrophe – selbst wenn es sich »nur« um einen regionalen Konflikt wie zwischen Indien und Pakistan handeln würde. Dazu bräuchte es eigentlich keine Studien. Dennoch überlegen sich Wissenschaftler, was bei einem tatsächlichen Konflikt mit Atombomben passieren könnte. Die Folgen wären jedenfalls auch für die Ozeane und ihre Bewohner negativ, wie Nicole Lovenduski von der University of Colorado in Boulder und ihr Team in den »Geophysical Research Letters« erläutern.

Der folgende nukleare Winter würde zwar auch in den Ozeanen für eine Abkühlung sorgen und damit beispielsweise den Hitzestress für Korallen mindern, dem diese durch die Erderwärmung ausgesetzt sind. Zugleich steigt der pH-Wert kurzfristig wieder etwas an, was die Übersäuerung der Meere durch gelöstes Kohlendioxid minimal dämpft. Die Wissenschaftler gehen von einer Erhöhung des pH-Werts um 0,06 aus, die innerhalb von fünf Jahren stattfinden soll. Umgekehrt löst sich Kohlendioxid in kälterem Wasser leichter, was den pH-Wert zum einen wieder senkt und zum anderen dafür sorgt, dass sich Aragonit, ein Kalziumkarbonat, leichter in Wasser löst. Viele Meerestiere bauen es in ihre Schalen und Gehäuse ein.

Und weil der pH-Wert rasch nach dem Atomkrieg wieder sinkt, bleibt Aragonit weiterhin leicht löslich. Krebstiere, Kalkalgen oder Korallen können es nur schwer aufbauen, beziehungsweise ihre Kalkschalen lösen sich verstärkt auf. Ein Atomkrieg würde also die Folgen der bereits auftretenden Versauerung der Ozeane für mindestens zehn Jahre nach dem Krieg zusätzlich verschärfen.

»Wir wussten schon lange, dass die Landwirtschaft durch einen Atomkrieg schwer beeinträchtigt würde. Eine offene Frage war dagegen, ob Überlebende immer noch Nahrung aus dem Meer bekämen«, sagt der an der Studie beteiligte Alan Robock. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler deshalb untersuchen, wie sich ihre Ergebnisse zusammen mit Veränderungen der Wassertemperaturen und des Salzgehalts auf Muscheln und Fische im Ozean auswirken.

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