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Kosmologie: Nur Staub vor Tabbys Stern?

Tabbys Stern regt seit seiner Entdeckung die Fantasie an - auch Außerirdische wurden für seine Helligkeitsschwankungen verantwortlich gemacht. Die Ursache dürfte aber profaner sein.
Kometen und andere Himmelskörper können einen Stern kurzzeitig verdunkeln, wie in dieser künstlerischen Darstellung.

Es wäre zu schön gewesen: Außerirdische, die mit Hilfe einer Dyson-Sphäre Energie von KIC 8462852 gewonnen hätten – was wir in Form von stark schwankenden Helligkeitsunterschieden des Sterns auf der Erde bemerkt hätten. Doch die Wahrheit um Tabbys Stern ist wohl profaner, wie eine neue Studie von Astronomen um Huan Meng von der University of Arizona und Tabetha Boyajian von der Louisiana State University im "Astrophysical Journal" nahelegt. Boyajian gehört zu den Erstbeschreibern der Unregelmäßigkeiten des Sterns im Jahr 2015.

Seitdem lässt ihr KIC 8462852 keine Ruhe mehr. Der berühmte Stern flackert in unregelmäßigen Abständen, bisweilen bricht seine Helligkeit um bis zu 20 Prozent ein. Zusammen mit Kollegen sammelte die Astronomin sogar mehr als 100 000 Dollar über Crowdfunding ein, um das Objekt länger beobachten zu können. Eines der Ergebnisse kommentiert Huan Meng: "Wir können jetzt die Theorie um die Alien-Megastruktur mit ziemlich großer Sicherheit ausschließen. Stattdessen vermuten wir, dass eine Wolke aus Staub mit einer Umlaufzeit von etwa 700 Tagen um den Stern treibt." Für ihre Arbeit betrachteten die beteiligten Wissenschaftler unterschiedliche Wellenlängen, denn die Helligkeitsschwankungen variieren je nach betrachtetem Bereich. Im Infrarot beispielsweise "verlor" der Stern weniger Licht als im Ultraviolett.

Das spricht allerdings gegen solide, großdimensionierte Objekte. Dadurch würde das abgestrahlte Licht in allen Bereichen gleichmäßig verdunkelt werden, was nicht der Fall ist. Stattdessen müsste es sich um eine Art gigantische Staubwolke handeln, die immer wieder zwischen uns und KIC 8462852 hindurchzieht. Alle Phänomene lassen sich durch die Partikel jedoch auch nicht erklären – etwa die kurzzeitigen Verdunkelungen, die im Gegensatz zu Mengs langfristigeren Ereignissen nur wenige Tage anhalten. Sie wurden zwischen Oktober 2015 und Dezember 2016 erfasst und von Flavien Kiefer von der Université Pierre & Marie Curie und seinem Team mit zwei ähnlichen Ereignissen verglichen, die jeweils im Abstand von 928 Tagen auftraten. Ein weiteres Beispiel hätte im März 2017 folgen sollen, doch schlechtes Wetter verhinderte eine Beobachtung.

Diese Abdunkelungen hielten vier Tage an und reduzierten die Leuchtkraft des Sterns um nur 0,1 Prozent. Womöglich werden sie von Exokometen ausgelöst, die außerhalb der Staubwolke um KIC 8462852 rasen, spekuliert Kiefer. Bleiben noch die Einbrüche der Helligkeit um 20 Prozent. Dafür haben die Wissenschaftler bislang gar keine Erklärung, doch dafür sollen die 100 000 Dollar eingesetzt werden, die Boyajian eingesammelt hat. Ein erstes Studienkonzept liegt jedenfalls vor.

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