Ökologie: Wie Vögel die Welt der Haie durcheinander bringen
Millionen Seevögel brüten jedes Jahr auf den Eilanden der French Frigate Shoals nordwestlich der Hawaii-Inseln. Und ihr Nachwuchs lockt jedes Mal zahlreiche Fressfeinde an, die von der Hausse profitieren wollen. Tigerhaie (Galeocerdo cuvier) beispielsweise jagen junge Albatrosse, die sich auf dem Wasser niederlassen, um zu rasten. Die Anwesenheit dieser großen Raubfische bringt allerdings den Alltag von zwei weiteren Haiarten durcheinander, wie eine Studie von Chloé Blandino von der University of Hawaii in Mānoa und ihrem Team zeigt: Graue Riff- (Carcharhinus amblyrhynchos) und Galapagoshaie (Carcharhinus galapagensis) stellen ihr Leben in dieser Zeit um, damit sie nicht selbst zur Beute werden.
Für ihre Arbeit hatte das Team rund 130 Haie der drei Arten mit Sendern ausgestattet und ihre Bewegungsmuster über zwei Jahre hinweg beobachtet. Dabei zeichneten sich deutliche Unterschiede im Verhalten und bevorzugten Lebensraum ab – je nachdem, ob es sich um die Brutsaison oder den Rest des Jahres handelte. Sobald die jungen Seevögel flügge wurden, sammelten sich Tigerhaie um die kleinen Inseln der Gruppe, um diese leichte Beute zu erlegen.
Die kleineren Riff- und Galapagoshaie wichen stattdessen aus: Die Riffhaie wanderten vollständig ab, während die Galapagoshaie ebenfalls völlig die Jagdgebiete ihrer Verwandtschaft mieden oder sich auf Tageszeiten verlegten, an denen sie ungefährdet selbst jagen konnten. Sobald die Brutsaison vollständig abgeschlossen war und viele der anwesenden Seevogelarten zu ihren langen Zügen über das Meer aufbrachen, verschwanden auch die Tigerhaie wieder ins offene Meer. Stattdessen kehrten die beiden kleineren Haispezies zurück.
Um sicherzugehen, dass es tatsächlich an der Anwesenheit der großen Raubfische lag, überprüften die Forscher Daten zur Verbreitung typischer Beutefische von Riff- und Galapagoshaien. Diese Nahrung war jedoch ganzjährig ausreichend stark vorhanden und spielte für das Verhalten der Haie also keine Rolle.
Die Studie zeige erneut, wie eng Land- und Meeresökosysteme bei Inseln zusammenhängen. Fehlen Seevögel, etwa weil sie von eingeschleppten Ratten oder Katzen gefressen werden, gelangen weniger Nährstoffe über Guano ins Meer und verschlechtern dadurch die Lebensbedingungen für Korallenriffe.
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