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Ökologie: Wölfe ermöglichen ersten Baumnachwuchs seit Jahrzehnten

Die Wiederansiedlung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark gilt als Musterbeispiel für die Wiederbelebung eines Ökosystems. Frisches Grün belegt diese These.
Zwei Wölfe interagieren im Schnee während eines Schneefalls. Der vordere Wolf liegt auf dem Boden, während der hintere Wolf auf ihm steht. Die Szene ist von schneebedeckter Vegetation umgeben, und im Hintergrund sind weitere Wölfe zu sehen. Die winterliche Landschaft vermittelt eine raue, natürliche Umgebung.
Zwei Wölfe des sogenannten Wapiti-Rudels toben im Schnee im Yellowstone-Nationalparks.

Nach mehr als 60 Jahren Abwesenheit siedelten Biologen im Winter 1995/96 wieder Wölfe im Yellowstone-Nationalpark im Norden der USA an. Damit kehrte einer der wichtigsten Fressfeinde für die Hirsche des Ökosystems zurück, und deren Zahl ging - nicht nur, aber auch - durch die Wölfe zurück. Zugleich mieden die Pflanzenfresser bestimmte Lebensräume, in denen sie leichter erbeutet werden konnten. Und das hatte dramatische Folgen für die Natur, die immer deutlicher sichtbar werden, wie eine Untersuchung von Luke Painter von der Oregon State University in Corvallis und seinem Team zeigt: Erstmals seit den 1940er Jahren erreichen junge Espen im nördlichen Yellowstone wieder Wuchshöhen, in denen ihnen große Pflanzenfresser wenig anhaben können.

Über Jahrzehnte hatte die Hirsche und andere Arten nachwachsende Bäume so stark abgefressen, dass diese eingingen: Entlang der Flüsse und Bäche des Parks standen daher nur noch über 80 Jahre alte Espen, deren Bestand nach und nach altersbedingt ausdünnte. Dadurch gingen wichtige Lebensräume für Vögel und Insekten verloren. Zudem heizten sich die Gewässer mangels Schatten stärker auf, was Fische und Amphibien beeinflusste: Das gesamte Ökosystem hatte sich drastisch verändert.

Durch die Wölfe kehrte sich dieser Trend wieder um, wie die Arbeit belegt: Im Untersuchungsjahr 2020/21 wies fast die Hälfte aller erfassten Standorte wieder junge Bäume auf, die vorher jahrelang keine Naturverjüngung mehr erfahren hatten. Die Bestandsdichte von Espen mit mindestens zwei Meter Höhe hatte sich sogar um das mehr als 150-Fache vergrößert seit 1998. Wo der Beweidungsdruck dagegen weiterhin relativ groß war, unterblieb diese Regeneration. Während die Hirschzahlen dank der Wölfe und Bejagung außerhalb des Parks schrumpfte, nahm der Bisonbestand zu: Die Bisons weiden ebenfalls in Auen, werden aber von Wölfen seltener erlegt, weil sie größer und wehrhafter sind.

Espenbewuchs im Yellowstone | Während die alten Espen langsam sterben, wachsen endlich wieder junge Exemplare massenhaft nach. Das Ökosystem kann sich erholen.

Inwiefern sich Auen erholen, hängt zudem davon ab, ob sich dort Biber ansiedeln konnten: Dank des von ihnen aufgestauten Wassers wachsen Weidenbäume besser, die wiederum den Nagern als Nahrung und Baumaterial dienen. Biber waren zeitweise selten im Park, weil sie früher gejagt wurden und später unter der Konkurrenz der Hirsche litten. Ihr Bestand hat sich aber ebenfalls erholt und hilft, Lebensräume wieder artenreicher zu machen.

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  • Quellen
Forest Ecology and Management 10.1016/j.foreco.2025.122941, 2025

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