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Gewässerökologie: Östrogene beeinträchtigen Fortpflanzung von Fischen

Nehmen Fische langzeitig synthetische Östrogene auf, hat dies über Generationen hinweg direkte und indirekte Konsequenzen auf ihren Vermehrungserfolg. Im Experiment setzte das Forscherteam um Jon Nash von der Katholischen Universität Leuven in Belgien mehrere Generationen von Zebrafischen (Danio rerio) niedrigen Dosen des künstlichen Östrogens Ethynylestradiol aus und maß die Fortpflanzungsrate sowie die körperliche Veränderungen der Tiere. Sie setzten dabei Hormonmengen ein, die niedriger lagen als momentan in freier Natur gemessene Konzentrationen.

Keine Auffälligkeiten zeigte die Elterngeneration, aber bereits bei ihrem Nachwuchs reduzierte sich die Fruchtbarkeit um 56 Prozent. Von geschätzten 12 000 gelaichten Eiern war zudem keines entwicklungsfähig. Die Fische wiesen eine gestörte Geschlechtsdifferenzierung auf. Kein Männchen besaß einen funktionsfähigen Hoden, und die Produktion von Spermien unterblieb.

Die missgebildeten Männchen zeigten dennoch normale Verhaltensmuster, was die Reproduktionsaussichten für die Zebrafische noch weiter verschlechtert. In Becken mit gesunden Fischen konkurrierten sie um die Weibchen, animierten diese zum Laichen und versuchten die Befruchtung durch normale Männchen zu unterbinden. Die Forscher schließen daraus, dass vor allem Schwarmfische durch diese Konkurrenzsituation doppelt unter dem Einfluss künstlicher Hormone leiden und in ihrer Vermehrung eingeschränkt werden.

Schon seit längerem stehen künstliche Hormone im Verdacht, die Geschlechtsentwicklung und Fortpflanzung von aquatischen Tieren zu stören und zu unterbinden. Entsprechende Schäden und Auswirkungen beobachtete man unter anderem bei so unterschiedlichen Gruppen wie Alligatoren, Seeschwalben, Forellen oder Fröschen.

Synthetische Hormone finden vielfältigen Einsatz in Medikamenten wie beispielsweise der Pille und entstehen als Abbauprodukt beim Umsatz von Kunststoffen oder Pestiziden.

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