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News: Oh My God - es gibt sie wirklich!

Es gibt Dinge, über die kann man eigentlich nur staunen, so unglaublich sind sie. Das Oh-My-God-Particle gehört wohl dazu. Als Wissenschaftler zum ersten Mal ein Teilchen der kosmischen Höhenstrahlung mit so großer Energie nachwiesen, waren sie sehr skeptisch. Doch inzwischen hat es einige Geschwister bekommen, so dass die Forscher nun doch nicht mehr an seiner Existenz zweifeln.
Ein einziger Ausreißer in Daten kann ein Messfehler sein. Tritt er zum zweiten Mal auf, sollte das genauer ueberprueft werden. Wird das Ereignis noch häufiger, ist das ein Hinweis, dass es vielleicht korrekt ist. Und wenn Wissenschaftler 16-mal ähnliche Ergebnisse erhalten, dann glauben sie es langsam doch. Auch wenn die Folgerungen noch so unglaublich erscheinen.

Das Oh-My-God-Particle ist ein gutes Beispiel dafür. Als Astrophysiker 1991 mit dem Fly's Eye II in Utah einen schwachen Lichtblitz am Himmel aufzeichneten, ahnten sie noch nicht, was für eine aufsehenerregende Entdeckung sie gerade gemacht hatten. Doch als sie die Daten analysierten, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus: Das Teilchen besaß eine Energie von 320 Exaelektronenvolt (EeV) – umgerechnet entspricht dies fast der Masse eines Bakteriums oder annähernd Lichtgeschwindigkeit, wenn man davon ausgeht, dass ein Proton der Auslöser war. "Oh my god", dachten sie – so kam das Teilchen zu seinem Namen. Es handelte sich um einen Vertreter der ultraenergetischen kosmischen Höhenstrahlung, die auf unsere Atmosphäre prasselt. Normalerweise ist die Energie ihrer Teilchen jedoch deutlich geringer.

Ein Messfehler? Oder nur ein extrem seltenes Ereignis? Diese Frage stand im Raum. In den folgenden Jahren zeichnete ein japanischer Detektor jedoch noch weitere sieben Teilchen mit mehr als 100 EeV auf, und ein russisches Teleskop steuerte einen weiteren Fund bei. Und auch das Fly's Eye, das 1997 mit einem besseren Detektor namens HiRes ausgestattet wurde, hat noch weitere sieben Teilchen mit mehr als 100 EeV entdeckt. Eines davon prallte sogar mit etwa 280 EeV in unsere Atmosphäre, womit es knapp hinter dem Rekordhalter liegt. Außerdem wies HiRes noch 13 Teilchen nach, deren Energie mehr als 60 EeV betrug. Das berichteten Wissenschaftler auf einer Tagung der American Physical Society, die vom 29. April bis zum 2. Mai 2000 in Long Beach stattfand. "Die Leute beginnen zu denken, dass diese Ereignisse real sind", meint Charles Jui von der University of Utah.

Ungeklärt ist aber immer noch, was die Teilchen der kosmischen Höhenstrahlung auf solch hohe Geschwindigkeiten beschleunigt. Selbst extrem heftige Ereignisse wie Supernovae können ihnen nicht mehr als ein Tausendstel Exoelektronenvolt verleihen. "Das ist ein dringendes astrophysikalisches Problem, das gelöst werden muss", sagt René Ong von der University of Chicago. Vielleicht gelingt es den Wissenschaftlern ja in den nächsten Jahren. Denn HiRes hat im Oktober 1999 noch Verstärkung von einem zweiten Detektor bekommen. Nun ist er deutlich empfindlicher und kann außerdem die Richtung und sogar die Masse eines Teilchens der kosmischen Höhenstrahlung ausmachen. Damit könnten die Astrophysiker der gesuchten Quelle dieser hochenergetischen Partikel auf die Spur kommen.

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