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Oman: Forscher knackt 2400 Jahre alte mysteriöse Schrift

In Höhlen und an Felswänden Omans finden sich Inschriften, die sich bislang einer Entzifferung widersetzten. Nun fand ein Experte den entscheidenden Hinweis.
Felswand mit alten Petroglyphen, die menschliche Figuren und Symbole darstellen. Links im Bild befindet sich ein Maßstab mit schwarzen und weißen Markierungen zur Größenbestimmung. Die Petroglyphen sind in dunkler Farbe auf dem hellen Gestein gezeichnet.
Keine Botschaft, sondern ein Alphabet: Warum ein Schreiber an dieser Felswand einst die Buchstaben der Dhofari-Schrift auflistete, ist unbekannt. Vielleicht war es eine Schreibübung – in jedem Fall ist es ein Glücksfall für die Forschung.

Die 2400 Jahre alte südsemitische Dhofari-Schrift, die aus Funden im heutigen Oman bekannt ist, könnte entziffert worden sein – mehr als 100 Jahre nach ihrer Entdeckung. Dieser mutmaßliche Durchbruch ist dem Sprachwissenschaftler Ahmad Al-Jallad von der Ohio State University gelungen, nachdem ihm in einer der Inschriften eine verräterische Symbolabfolge aufgefallen war: Die Reihenfolge der Zeichen erschien ihm kein Satz zu sein, sondern eher ein Abecedarium. Das heißt: eine Niederschrift der Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge.

Die Ergebnisse publizierte Al-Jallad nun im Fachblatt »Jaarbericht Ex Oriente Lux«; von der Veröffentlichung berichtet unter anderem das Wissenschaftsmagazin »Science«.

Die Sprachen und Schriften des Südens der Arabischen Halbinsel weisen eine Besonderheit auf. Ihre Alphabete folgen nicht der uns gewohnten Reihenfolge a–b–c–d, sondern der Abfolge h–l–ḥ–m. Dementsprechend bezeichnet sie die Fachwelt als »Halḥam«. Unter der Annahme, dass das Dhofari-Abecedarium und zwei weitere Inschriften, die sich ebenfalls so auffassen lassen, ein »Halḥam« sind, ließen sich den einzelnen Zeichen ihre Lautwerte zuweisen. Dadurch können Fachleute nun die Wörter in Dhofari-Schrift aussprechen und anhand von ähnlichen Begriffen in verwandten südsemitischen Sprachen auch verstehen.

Texte in Dhofari haben sich vor allem in Höhlen und an Felswänden des omanischen Gouvernements Dhofar erhalten. Dem Wissenschaftler gelang es bereits, acht dieser bekannten Dhofari-Inschriften zu lesen und zu deuten. 

Auch diese Inschrift ist ein Alphabet | Die Analyse von Al-Jallad ergab, dass die Buchstaben hier ebenfalls der bekannten Reihenfolge entsprechen, allerdings scheint der Schreiber einige Fehler gemacht und Buchstaben übersprungen zu haben, die er dann am Rand nachholte.

Die 26 Buchstaben, die Al-Jallad identifizierte, finden sich in ähnlicher Form auch in anderen Schriften der Arabischen Halbinsel. Durch den Vergleich der Abstammungen hoffen die Fachleute, mehr darüber zu erfahren, wie sich die Schrift über die Region verbreitete.

Laut »Science« half die Entzifferung bereits dabei, ein historisches Rätsel zu lösen. Eine archäologisch nachgewiesene Hafenstadt der Region trug den Namen »Sumhuram«, was sich als »Sumhu ist hoch« deuten ließ. Allerdings war offen, was unter »Sumhu« zu verstehen war. Nun entdeckte Al-Jallad in einer der Inschriften die Anrufung »Sumhus Hand sei über ihm«. Es scheint sich also um den Namen eines Gottes gehandelt zu haben.

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