Direkt zum Inhalt

News: Omega Centauri: des Pudels Kern

NGC 5139 ist mit 3,7ter Größe eines der hellsten Deep-Sky-Objekte am Nachthimmel. Deshalb war es schon lange vor der Erfindung der Teleskope in Sternkarten verzeichnet, als Omega Centauri, ein Fixstern im Kentaur, einer Konstellation des Südhimmels. Nach der Entdeckung der ersten Kugelsternhaufen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde er zu dieser Art gezählt und galt als deren hellster und massereichster Vertreter. Bis jetzt!
Omega Centauri
Eva Noyola vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München und zwei ihrer Kollegen nahmen Omega Centauri genauer unter die Lupe. Sie bedienten sich dabei des Gemini-Süd-Teleskops in Chile und des Weltraumteleskops Hubble und bestimmten damit die Spektraltypen, Helligkeiten und Umlaufbahnen von Sternen nahe des Zentrums von NGC 5139. Nach der Auswertung der Daten haben sie eigentlich keinen Zweifel mehr: Omega Centauri ist kein Kugelsternhaufen, sondern eine Zwerggalaxie, der die Milchstraße einen Großteil der Sterne in ihren Außenregionen entrissen hat.

Mehr noch: die Sternorbits deuten auf die Existenz eines mittelgewichtigen Schwarzen Lochs (IMBH) mit rund 40 000 Sonnenmassen hin, wie es die Astronomen schon länger fieberhaft suchen. Diese würden eine neue Klasse bilden zwischen den Überbleibseln schwerer Sterne nach deren Supernovaexplosion und den monströsen Kernen großer Galaxien. Letztere könnten sich vor langer Zeit durch Verschmelzen vieler IMBHs entwickelt haben. Das in Omega Centauri wäre also das Relikt einer vergangenen Epoche. Noyola spekuliert: „Wir stehen vielleicht kurz davor, den Bildungsprozess supermassereicher Schwarzer Löcher zu verstehen.“

„Sofern auch für Omega Centauri das typische Massenverhältnis von Galaxie zu zentralem Schwarzen Loch gilt, hatte das Sternsystem ursprünglich rund 10 Millionen Sonnenmassen, wovon die Milchstraße aber wohl 90 Prozent einkassiert hat,“ erklärt Noyola weiter. Damit ist die Zwerggalaxie immer noch etwa zehnmal so mächtig, wie ein typischer Kugelsternhaufen und nimmt am Nachthimmel – trotz 17 000 Lichtjahre Entfernung von der Erde – mehr Fläche ein als der Vollmond. Das Team beobachtet demnächst mit den 8,2-Meter-Spiegeln des Very Large Telescope in Chile, um die Ergebnisse zu bestätigen und weiter zu verfeinern.

Dre.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.