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News: Ominöse Magnetare

Magnetare sind Neutronensterne, die - so die Theorie - ihre Energie aus ihrem gigantischen Magnetfeld beziehen. Neben den so genannten Soft-Gamma-Ray Repeaters könnte nun auch ein andere Klasse von Neutronensternen zu den Magnetaren gehören.
Das Dasein mancher Sterne wird erst nach ihrem Tode wirklich spektakulär. So kollabieren massereiche Sterne derart heftig, dass sie zu Neutronensternen werden, in deren Innerem die Elektronen und Protonen der Atome zu Neutronen verschmelzen. Eine Portion seiner Masse, so groß wie ein Geldstück, wöge hier auf der Erde soviel wie ein ganzes Gebirge.

Wo derart apokalyptische Kräfte walten, stehen einem solchen Stern andere Energiequellen zur Verfügung als die Kernfusion "normaler" Sterne. So bezieht eine Klasse, die so genannten Pulsare, ihre Energie aus der extrem schnellen Rotation und in bestimmten Fällen auch aus unvorstellbar kräftigen Magnetfeldern.

Diese Magnetare gehören zu den rätselhaftesten Objekten im All, und es ist erst wenige Jahre her, seit Forscher glauben, sie in Gestalt der so genannten Soft-Gamma-Ray Repeaters (SGR) auch nachgewiesen zu haben. Irgendwo in der Milchstraße hatte sich ein SGR durch seine vergleichsweise langsame Rotation und kräftige Gammastrahlenausbrüche niedriger Energie verraten, die bis in unsere Ionosphäre reichten und auf magnetische Flussdichten um zehn Milliarden Tesla schließen ließen.

Zum Vergleich: Das irdische Magnetfeld weist Flussdichten von gerade einmal 10-4 Tesla auf, das der Sonne ungefähr das Hundertfache. Im Labor wurden bislang immerhin um die 100 Tesla erreicht.

Wenn die SGRs zu den Magnetaren gehören, dann dürften - so die Theorie - auch die Anomalous X-ray Pulsars (AXP) dazu zählen. Diese AXPs unterscheiden sich von den "normalen" Röntgenpulsare, die ihre Röntgenstrahlung abgeben, weil sie einem Partnerstern Materie entziehen. Bei den AXPs wurde ein solcher Kompagnon bislang jedoch niemals entdeckt.

Doch nun stießen Fotis Gavriil von der McGill University mithilfe des Rossi X-ray Timing Explorer immerhin auf solche explosionsartigen Energiefreisetzungen, wie sie auch für die SGRs typisch sind. Und außerdem fanden die Forscher in den Spektren des 15 000 Lichtjahre entfernten AXP 1E1048.1-5937 deutliche Hinweise auf Protonen, die in einem Magnetfeld kreisen. Auch dies wurde kürzlich gleichfalls bei den SGRs entdeckt.

Allerdings scheint die explosionsartig freigesetzte Strahlung - eines der schwerwiegensten Argumente für den magnetaren Charakter der SGRs - bei den AXPs um einiges schwächer. Doch dafür gibt es eine Erklärung: Die AXPs sind nämlich sehr viel jünger als die SGRs, weshalb sie in der Regel planetarische Nebel aufweisen - jene äußeren Atmosphärenschichten, die mit hoher Geschwindigkeit ins All strömen. Die SGRs sind indes alt, sodass sich deren Nebel längst verflüchtigt haben.

Es ist also möglich, dass die bursts der AXPs deswegen schwächer sind, weil ihre Oberfläche noch zu weich und plastisch ist, um die Schleifen des extrem starken Magnetfeldes zu halten, die ihrerseits - ähnlich den Protuberanzen unserer Sonne - für die Strahlenexplosionen verantwortlich sind.

Wie dem auch sei: Die Zweifel an der Existenz der Magnetare schwinden, der letztendliche Beweis, ob es sich bei den AXPs und den SGRs in der Tat um Magnetare handelt, steht aber noch aus. Denn während es ein Leichtes ist, die Magnetfelder einer Vielzahl kosmischer Objekte zu messen - darunter auch der Sonne und normaler Neutronensterne -, in Spektren der vermeintlichen Magnetare gibt es nach wie vor keinerlei direkten Beweis dafür.

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